Genial und ein wenig unkonventionell – ein Grauer Burgunder voller Eleganz und Struktur!
Stimmt, die Farbe könnte leichte Irritationen auslösen. Ist das etwa ein Rosé? Nein, natürlich nicht. Aber – das kennen wir beim Weingut Becker aus Schweigen auch gar nicht anders – die Grauburgundertrauben werden vier Tage auf der Maische stehen gelassen. Das führt dazu, dass sich die rötlichen Farbstoffe – die Grauburgundertraube ist in der Tat am Stock ziemlich rot – in den Wein gelangen. Also nicht wundern: Bei dem genialen Vater-Sohn-Gespann aus der südlichen Pfalz ist der Grauburgunder nicht weiß, sondern zart rosa gefärbt. Mit früher bekannten und nicht von wenigen gefürchteten Ruländer-Varianten, die dunkelgelb im Glas schimmerten und mit schwerem, süßlichem Duft leicht betäubend wirkten, hat dieser Grauburgunder aus dem Basis-Sortiment (!) der Beckers allerdings genauso wenig zu tun wie mit den einst im Elsaß verstärkt kultivierten „Tokay-Pinot Gris“, die ebenfalls für Wucht und Schwere standen. Daran ändert auch der Umstand nichts, dass die zwischen 17 und 36 Jahre alten Grauburgunder-Reben teilweise auf der französischen Seite der Grenze auf Löss-Lehm- sowie Kalkböden wachsen. Bei Beckers ist Weinbau ja häufig ein grenzüberschreitendes Projekt. Wie immer bei diesen Qualitätsfanatikern, die entscheidend dazu beigetragen haben, den Weinbau in den Pfalz auf ein neues Niveau zu befördern, werden die Trauben sorgsam von Hand geerntet und entrappt. Im Fall des Grauburgunders stehen sie vier Tage lang auf der Maische, um Farbe, Frucht und Duft aus den Schalen zu extrahieren. Die gezügelte Vergärung und der weitere Ausbau finden in Edelstahltanks und großen Holzfässern statt. Insgesamt drei Monate lagert der Wein dort auf der Feinhefe, bevor er schonend filtriert und gefüllt wird. Der Grauburgunder mit seinen zartrosa Reflexen duftet wunderbar würzig, hellrote Früchte sind dabei, viel reifer Apfel, Haselnuss, dazu etwas Birne und Hagebutte, alles frisch gehalten. Am Gaumen zeigt sich eine wunderbar lineare Säure, die zwar untypisch für Grauburgunder, aber typisch für die Beckers ist. Dazu ganz feine Phenole, die für enorm viel Halt sorgen, etwas Zitrusfrucht kommt dazu und Kräuterwürze. Als Basiswein ist das ein Strukturwunder, da ist richtig Spannung drin und vor allem eine enorme Eleganz. Ein unkonventioneller Grauburgunder für Fortgeschrittene, ein fantastischer Wein, der perfekt bei Tisch ist und ebenso als Solist eine hinreißende Figur macht. Und ein Preis-Genuss-Wunder ist er auch noch!
Ab sofort und bis sicherlich 2026.
Friedrich Beckers trockener Grauburgunder von 2022 ist ein erfrischend unkonventioneller Vertreter dieser Rebsorte. Tolle Struktur und Eleganz!