DE-ÖKO-003
Prädikat Lieblingswein – wie Phönix aus der Asche
„Beim Riesling hat sich der Vogelsang aus dem Stand heraus als zweite Kraft etabliert und drückt imposant aus, was diese Lage hervorbringen kann.“ – Vinum Weinguide
Christmanns Großes Gewächs aus dem Vogelsang ist wie Phönix aus der Asche gestiegen und hat sich innerhalb kürzester Zeit zum wohl dichtesten Konkurrenten des Idig etabliert. Die Neustädter Lage kann auf eine reiche, große Vorgeschichte zurückblicken, geriet allerdings ein halbes Jahrhundert lang in Vergessenheit. Noch im 19. und zu Beginn des 20. Jahrhundert wurde Wein aus dem Vogelsang an den bayerischen Königshof geliefert. Die Verstädterung und Wohnungsbedarf hätten beinahe die weinbauliche Zukunft der 8,27 Hektar großen (klassifizierten) Lage beendet. Doch ein intaktes Ökosystem und die einzigartige Biodiversität haben die Lage vor der Bebauung bewahrt, sodass 2020 und nach über 50 Jahren wieder ein Vogelsang-Etikett eine Flasche zierte.
Vogelsang ist ein eindrucksvoller Flecken Erde mit unbezahlbarem Panoramablick auf Neustadt. Der Familie Christmann und der Naturschutz-Erhebung der Gemarkung sei Dank, dass hier keine luxuriöse Villa erbaut wurde, sondern ein Schatz von vinophilem Wert gedeiht. Im Jahrgang 2017 fanden Steffen und Sophie dieses Juwel zunächst in recht bescheidener Verfassung vor. Sie rekultivierten die gesamte Fläche, bewirtschafteten sie nach biodynamischen Richtlinien und füllten den Riesling zunächst als Ortswein. Die Anlage hat sich mittlerweile prächtig erholt. Das Gimmeldinger Erfolgsduo hat hier im Debütjahrgang gleich den Jackpot abgeräumt: Sascha Speicher vergab mit 96 Punkten die zweithöchste Wertung aller Riesling der Wiesbadener Vorpremiere der Großen Gewächse; Stuart Pigott (James Suckling) festigte die Einschätzung, zückte ebenfalls 96 Punkte und zeigte sich beeindruckt: „Trotz der Kraft und des mineralischen Rückgrats ist er im sehr langen und vollständigen Abgang recht geschmeidig.“ Und auch die Vinum sieht ihn als Favoriten, gleich nach dem Idig.
Warum dem so ist, wird schnell klar, wenn man sich die Ursachen vergegenwärtigt: Die Begeisterung für das Projekt ist den beiden unmittelbar anzusehen: „Vogelsang ist ein Hang oberhalb von Neustadt. Ewas ganz besonderes für die Pfalz. Es handelt es sich abgesehen von Odinstal mit 250 Höhenmetern um den höchstgelegenen Weinberg der Mittelhaardt, der zudem sehr steil nach Süden zur Stadt abfällt. Wir haben hier Muschelkalk.“, so Sophie über den Neuerwerb. Steffen ergänzt: „Richtig grobsteinigen, wie Schotter. Der Tag-Nacht-Temperaturunterschied ist gewaltig, denn das Neustadter Tal ist noch größer als das Gimmeldinger. 3,5 Hektar haben wir hier nun.“. Sophie: „Beim Vogelsang findet man richtige Platten an Muschelkalk, teilweise mit fossilen Ablagerungen von Muscheln. Der Hang hat mehrere Aufbrüche, wo man die Gesteinsschichten gut erkennen kann.“
Wer hier aber einen zweiten „Idig“ vermutet, liegt falsch: Der Wein besitzt die Güte des Idigs, fällt aber introvertierter aus. Das Bouquet im Jahrgang 2023 ist subtil und zurückhaltend. Ein Hauch Kumquats und Zitronen sowie Bergamotten lugen hervor. Eine Nase, die eher weißblütig und weißfruchtig ist, insgesamt aber total finessenreich und angenehm mild wirkt. Am Gaumen besticht dieser trockene Riesling durch seine zupackende Attacke, die im Laufe des Kreisens am Gaumen immer mehr Seidigkeit gewinnt. Erneut tauchen säuerliche Kumquats, Zitronenfilets und Bergamotte-Tee auf. Die Struktur ist seidig und pur, der Wein hallt fein aus, ohne zu brachial zu wirken. Die Verkoster des Vinum-Weinguides von 2024 sind der Essenz der Christmann-Rieslinge auf der Spur: „Nach dem ersten Eindruck im Mund hinterlassen alle Großen Gewächse übrigens einen auspendelnden Nachgang ohne jegliche Anstrengung. Das muss kein Zug, kein Druck hinzukommen, es reich das Sein an sich.“
Trinkreif ab sofort, Höhepunkt wohl ab 2027 bis 2052.
In der Magnumflasche!