DE-ÖKO-003
Sophie Christmanns Spätburgunder Schlössel erzählt von der Kunst, Dichte und Substanz elegant schweben lassen zu können
Nachdem Sophie Christmann in Geisenheim und Berlin Weinbau und Agrarökonomie studiert hatte, kehrte sie im Frühjahr 2018 nach Gimmeldingen ins elterliche Weingut zurück – ihr Vater Steffen Christmann hatte so früh noch gar nicht mit ihr gerechnet. Aufbauarbeit, wie andere Winzerinnen in ihrem Alter, musste sie nicht mehr leisten: Die Rieslinge zählen zu den besten im Land und sind weltweit begehrt, die Weinberge werden schon seit 2004 biodynamisch bewirtschaftet und liefern in der Regel perfekte Trauben. Aber beim Spätburgunder machte Sophie Christmann noch Nachholbedarf aus, deshalb hat sie sich dieser Rebsorte mit voller Energie verschrieben. Die Resultate sind schlichtweg atemberaubend: Nach wenigen Jahrgängen zählt Sophie Christmann schon zur Pinot-Noir-Avantgarde im Land! Sie erntet die Trauben früher als ihr Vater und lässt sie nicht so lange auf der Maische liegen, die Extraktion erfolgt kontrollierter und vorsichtiger – was sich generell auf die Finesse der Burgunder auswirkt. Die Lage Gimmeldinger Schlössel umfasst insgesamt neunzehn Hektar, der Anteil der Christmanns beträgt einen knappen Hektar. Der in der Nachbarschaft gelegene Herrensitz Hildenbrandseck gab dem Schlössel seinen Namen. Die Lage ist nach Osten ausgerichtet, der Boden besteht aus Kalk-Löss und Buntsandsteingeröll. Der Weinberg wurde 2017 auf Spätburgunder umveredelt, im Jahrgang 2020 präsentierte das Weingut Christmann erst zum zweiten Mal ein Erstes Gewächs aus dem Schlössel. Die Trauben wurden am 1. September 2020 von Hand in kleinen Kisten gelesen und mit einem Anteil von zwanzig Prozent Ganztrauben spontan vergoren. Der Wein wurde in französischen Barriques ausgebaut, auch der Anteil an Neuholz betrug dabei zwanzig Prozent. Der Spätburgunder wurde im Mai 2022 auf die Flaschen gefüllt. Mittleres Kirschrot mit hellem Rand in der Farbe. Im gepflegten und offenen Duft noch mit feinen rauchigen Noten, kalter Rauch, rote Johannisbeere, Blaubeere, rote Kirsche und Pflaume, Veilchen und etwas Anis. Am Gaumen mit kompakter Struktur und gut dosierter Stoffigkeit, feine Extraktsüße, körperreich, ohne dabei die elegante Seite und kühle Stilistik zu vernachlässigen. Der Extrakt entfaltet sich fein auf einem relativ weichen Hintergrund, der handwerklich extrahierte Gerbstoff in guter Menge ist von hoher Qualität, er ist reif und hat doch genug Griffigkeit, um die Spannung hoch zu halten. Die Säure ist ausgewogen und doch pointiert und fächert sich in einem weiten Bogen auf. Saftig, keineswegs karg, rote Kirsche, Pflaume und Waldbeeren, ein Hauch Sauerkirsche, Rhabarber und Cranberry, kalkige Mineralik baut sich auf, feine Würze bis ins Finale. Da zeigt sich wieder einmal die filigrane Handschrift von Sophie Christmann, die sogar Dichte und Substanz elegant schweben lassen kann!
Ab sofort und bis 2035.
Der Spätburgunder Gimmeldinger Schlössel von 2020 des Weinguts Christmann zeigt elegant inszenierte Substanz mit purer Frucht und kalkiger Mineralik.