Seckinger
Königsbach Ölberg Riesling trocken 2022

Kühl, geschliffen, salin und puristisch – eine ganz besondere Ölberg-Interpretation

Der Königsbacher Ölberg zählte schon 1828 in den Königlich Bayerischen Bodenbewertungen zu den Top-Lagen der Pfalz. Er ist von Buntsandstein, Kalksteingeröll und tertiärem Kalkmergel, der sogenannten „Terra Fusca“ geprägt. Bei den Seckingers, für die der Ölberg die südlichste Lage und ein guter Kontrast zu den Buntsandstein-Lagen von Deidesheim und Ruppertsberg ist, kombiniert sich der Boden mit einer Südostlage, in der rund 40 Jahre alte Reben stehen. Der biologisch erzeugte Riesling wird hier als Ganztraube gepresst, um die vergleichsweise moderate Säure im Wein zu extrapolieren und die Feinheit zu betonten. 2022 wurde das auch so gehandhabt und damit eine Säurestruktur erreicht, die in diesem Weinberg ihresgleichen sucht. Danach wurde der Saft spontan vergoren und im großen Holz auf der Vollhefe für anderthalb Jahre ausgebaut. Wie alle Weine, wurde auch der Riesling aus dem Königsbacher Ölberg (0 Gramm Restzucker bei 6,4 Gramm Säure) nur minimal geschwefelt und unfiltriert gefüllt.

Die 2022er-Ausgabe des „Ölbergs“ erinnert im Duft nicht unbedingt an Riesling. Wer die Seckinger-Weine kennt, dürfte davon nicht überrascht sein. Wenn man hier überhaupt Frucht erkennt, dann sind es einige Mirabellen in Verbindung mit Salzzitrone, darüber hinaus Rauch, Gestein, Kräuter, noch unreife Mandeln und Hefetrub. Ist das ein Cava- Grundwein oder ein Jura-Crémant? An eine warme Lage denkt man hier jedenfalls nicht. Alles wirkt geschliffen, klar, transparent und noch leicht reduktiv. Am Gaumen ist das dann schon deutlich mehr Riesling, aber immer noh einer, der frisch aus der Schmiede zu kommen scheint. Er besitzt Schärfe, Druck, Spannung und Kraft, wirkt kalkig, kühl, saftig, enorm salzig und mundwässernd. Trotzdem ist das kein abweisender Vertreter seines Genres, da der kühl anmutende „Ölberg“ eben auch eine feine, subtile Cremigkeit und eine ganz feine Extraktsüße an den Tag legt. So zeigt der Wein schon jetzt eine scheue charmante Seite, die sich aber mit den Jahren immer weiter entwickeln wird. Wer jetzt probiert, sollte zu Karaffe und einem großen Glas greifen.

Ab sofort (momentan unbedingt noch karaffieren) und sicher bis 2035+ ein Genuss.