DE-ÖKO-039
„Ölberg“ 2021 – wie ein frisch geschliffenes Schwert!
Normalerweise kann man den Königsbacher Ölberg unter den Seckinger’schen Lagenrieslingen schnell erkennen: Der Wein aus der südlichsten Lage der Familie wirkt ein wenig fruchtiger als die anderen. Der Ölberg, der schon 1828 in den Königlich Bayerischen Bodenbewertungen zu den Top-Lagen der Pfalz gezählt wurde, ist geprägt von Buntsandstein, Kalksteingeröll und tertiärem Kalkmergel, der sogenannten „Terra Fusca“, in Kombination mit einer Südostlage, in der rund 30 Jahre alte Reben stehen. Ein Weinberg, der mit seiner Kalkprägung einen guten Kontrast zu den Buntsandsteinlagen von Deidesheim und Ruppertsberg bildet. Der hier biologisch erzeugte Riesling wird hier meist als Ganztraube gepresst, um die vergleichsweise moderate Säure im Wein zu extrapolieren und die Feinheit zu betonten. 2021 haben die Seckinger-Brüder das auch so gemacht und eine Säurestruktur erreicht, die in diesem Weinberg ihresgleichen sucht. Danach wurde der Saft spontan vergoren und im großen Holz auf der Vollhefe für anderthalb Jahre ausgebaut. Wie alle Weine wurde auch der Riesling aus dem Königsbacher Ölberg nur minimal geschwefelt und unfiltriert gefüllt.
Und so scheint der unglaublich präsente Riesling von 2021 die Schärfe eines frisch geschliffenen japanischen Langschwerts zu besitzen. Bei dem sogenannten Katana ist es üblich, dass der Stahl zigfach gefaltet wird, was sich in der Klinge in vielen Schichten abbildet. Diese Schichten lassen sich auch in diesem Riesling erkennen, der allerdings gar nicht typisch wie Riesling wirkt, eher wie ein Grundwein für Champagner oder die Erzeugung von Jura-Crémant. Er zeigt sich leicht oxidativ und kräuterwürzig, besitzt deutliche Noten vom Hefetrub, bringt etwas Rauch und Gestein, vor allem aber zitrische Düfte an die Nase. Definitiv kein rebsortentypischer „Parade-Riesling“ (dafür umso typischer ein Seckinger-Wein!), sondern ein Terroirwein, der die Herkunft und nicht zuletzt auch den Jahrgang zugunsten der Rebsorte sprechen lässt. Das setzt sich auch am Gaumen fort, wo der „Ölberg“ straff, skelettiert, kühl, kreidig und druckvoll, fest und salzig wirkt. Er steht ganz am Anfang seiner Entwicklung und sollte, wenn jetzt überhaupt schon, dann mit viel Luft genossen werden. Idealerweise aber gibt man ihm noch ein paar Jahre Zeit und wartet, bis er sich zu einem kühlen, dann aber auch charmanten Wein entwickelt hat, der sich auch noch einen eigenen Schmelz zulegen wird. Alle Anlagen für einen herausragenden „Ölberg“ sind allerdings gegeben.
Ab sofort und bis sicherlich 2032, wobei er momentan noch unbedingt karaffiert werden sollte.
Seckingers Riesling aus dem Königsbacher Ölberg ist der südlichste Wein im Portfolio, was 2021 so nicht auffällt: Er wirkt fokussiert, brillant und kühl.