DE-ÖKO-022
Lämmler: Rainer Schnaitmanns Herzstücklage. 94 Punkte – JAMES SUCKLING
„Wer es nicht so mit Spätburgunder hat, der kommt beim Lemberger Lämmler Großes Gewächs voll auf seine Kosten“, schrieben die Autoren des Gault&Millau Weinguide 2019. Wir würden persönlich zwar weder auf Spätburgunder noch auf Lemberger verzichten wollen, doch ist dieses Zitat einfach nur Ausdruck einer Tatsache: Was bei Rainer Schnaitmann aus dem Fellbacher Lämmler kommt, ist groß und hat Klasse!
Weinliebhaber, die Württemberg weiterhin lediglich als Genossenschaftsregion oder Mekka der Automobilindustrie betrachten, verpassen leider eine ganze Menge! Zumal, wenn man bedenkt, dass Rainer Schnaitmann, einstiges enfant terrible, in den letzten Jahren nochmals in Sachen Profilschärfe zugelegt und mit viel Mut und experimenteller Neugier ein neues Niveau erzielt hat, das Württemberg überregional, wenn nicht gar international wieder ins Rampenlicht rückt. Schnaitmanns Weine heben sich deutlich von denen vieler Kollegen ab, und mit seinem „GG“ zeigt er, was nötig ist, um so nachdrücklich wie nachhaltig auf sich aufmerksam zu machen: biologischer Anbau mit aufwändiger Weinbergarbeit (der alles entscheidende Faktor!), eine klare Idee im Kopf und schonende Arbeit im Keller.
Das Große Gewächs aus dem Fellbacher Lämmler (Keuperboden-Terroir) wurde nach moderater Maischestandzeit komplett im gebrauchten Holz (300-Liter-Fässer und eine Partie doppelt so großer Halbstücke) ausgebaut und dann ohne Filtration auf die Flasche gezogen. Dem schlanken und kühlen, dadurch fruchtbetonten Jahrgang kommt diese Vinifikation durchaus entgegen, verleiht sie der zarten Frucht doch auch etwas Fleisch auf den Rippen, der Grundlage für langes Reifepotenzial. Es duftet kühl nach Cassis, einem Hauch Herzkirschen und Zwetschgen aus dem Glas. Am Gaumen zeigt der Lemberger eine knackige Tanninstruktur, ja eine fast zum Glänzen gebrachte Politur der Tannine, die ungemein attraktiv ist, da sie erneut die kühle Beerenfrucht betont, die hier von etwas Lorbeer und Thymian ergänzt wird. Das erinnert seiner Griffigkeit und Eleganz wegen mehr an die besten Blaufränkisch aus dem Burgenland als die meisten Vertreter aus dem Schwäbischen. Isch doch so!
Ab Herbst 2023 und dann bis weit nach 2035.
Schnaitmanns Lemberger-GG Lämmler erinnert seiner Griffigkeit, Eleganz und Kühle wegen an die besten Blaufränkisch aus dem Burgenland.