DE-ÖKO-022
Lämmler, der Everest unter den Lembergern!
Bester Lemberger Württembergs – Meiningers Sommelier
Gibt es eigentlich eine Rebsorte in Baden-Württemberg, bei der Rainer Schnaitmann nicht in der Spitzengruppe liegt, während das Peloton recht weit abgeschlagen hinterher dümpelt? Beim Lemberger, anderswo auch „Blaufränkisch“ genannt, ist es definitiv so. In allen Bewertungen ist er immer ganz vorne mit dabei, und das immer mit einem klaren Ausdruck und einem eigenständigen Charakter. In 25 Jahren hat der Mann Großes geschaffen. Er hat vor allem ganz wesentlich mit dazu beigetragen, dass man Württemberg nicht mehr nur als die Region von Genossenschaften, Kehrwochen und Automobilindustrie betrachtet. Das Schöne dabei ist: Schnaitmanns Weine heben sich immer deutlich von denen vieler Kollegen ab, und mit seinem „GG“ zeigt er, was nötig ist, um so nachdrücklich wie nachhaltig auf sich aufmerksam zu machen: biologischer Anbau mit aufwändiger Weinbergarbeit, eine klare Idee und seine schonende Arbeit im Keller. Das Große Gewächs aus dem vom bunten Mergel geprägten und bis zu 380 Meter hoch gelegenen Fellbacher Lämmler wurde in klassischer Maischegärung mit 100 % ganzen Trauben spontan vergoren. Danach wurde es über 18 Monate hinweg in gebrauchten 300-Liter-Fässern oder in 500-Liter-Fässern ausgebaut und unfiltriert abgefüllt.
Das Erste, was uns begeistert, wenn wir den Wein ins Glas gießen, ist seine Feinheit in der Balance von Frucht und Holz. Wir sind hier eher in Savigny als in Fellbach. Mit zunehmender Luft wird es komplex, und es duftet nach so unterschiedlichen Aromen wie Veilchen, Wacholder, Moos und Schlehen, Lorbeer und etwas Dry Aged Beef sowie Kirschen, Pflaumen und Brombeeren. Am Gaumen dann ein noch jugendlich-griffiges Tannin, das schon jetzt das Versprechen großer Eleganz einlöst (man erinnere sich nur an den 2020er, den Tamlyn Currin für Jancis Robinson so beschrieb: „Die Tannine fühlen sich an wie die mit Moos bedeckten Steine eines Waldbachs, die im kalten Wasser glattgeschliffen wurden“). Die dunkle Frucht hellt nun deutlich auf, Cranberries und Johannisbeeren sorgen für eine saftige, dabei sehr feine Säure, die den „Lämmler“ sehr lebendig und agil erscheinen lässt. Der Wein besitzt eine schöne Balance und Länge, und wenn man den gekonnten Holzeinsatz bei diesem Wein und die verführerische Süße in der Frucht betrachtet, kommt einem Savigny-lès-Beaune wieder in den Sinn, und zwar trotz der großen Eigenständigkeit dieses verführerischen Lembergers.
Trinkreif ab sofort, aber Höhepunkt ab 2026 bis 2038.