Der perfekte Eintsieg in die Beaujolais-Welt von Jules Desjourneys
In Anlehnung an das Gedicht „Sacred Emily“ von Getrude Stein könnte man sagen: „Gamay ist ein Gamay ist ein Gamay“. Aber das stimmt nicht. Der typische Beaujolais heißt mit vollem Namen „Gamay noir à jus blanc“, also „schwarzer Gamay mit weißem Saft“. Es gibt aber z. B. auch den Gamay de Bouze mit dunklem Saft, dessen Fruchtfleisch dunkel ist. Eine weitere Variante ist der Gamay Saint-Romain, der vor allem an der Côte Roannaise und den Côtes du Forez angebaut wird. Diese beiden Appellationen liegen an der oberen Loire, unweit von Lyon und der Rhône. Diese Gamay-Variante hat kleinere, festere Beeren und schmeckt, wenn sie auf eisenhaltigen Böden wächst, so würzig wie eine Mischung aus Beaujolais und Saint Joseph. Genau das hat Fabien Duperray gereizt, denn er bewirtschaftet solche Böden, wo sich Granit und Eisenoxid vermischen – und kann dort Parzellen mit Gamay Saint-Romain nutzen.
Das Etikett dieses Weins ziert ein pataphysisches Motto: „Je m’applique volontiers à penser aux choses auxquelles je pense que les autres ne penseront pas“. In der Tat hat Duperray lange darüber nachgedacht, was dieser Wein für ihn und für andere bedeuten soll. Er zitiert hier Boris Vian, einen Romancier, Dichter, Dramatiker, Sänger, Trompeter – zu Lebzeiten kaum gelesen, in den 1960er-Jahren wiederentdeckt, in den 1980ern „heiliggesprochen“, aber von den Universitäten gemieden. Ein Störenfried, der „seinen ganzen Ernst einsetzte, um nicht ernst zu sein“. Übersetzt bedeutet dieses Zitat: „Ich gebe mir gern Mühe, über Dinge nachzudenken, von denen ich glaube, dass andere es nicht tun“.
Der Gamay wurde reif, aber früh bei umgerechnet 13 Vol.-% gelesen und dann als Ganztrauben sieben Tage lang in emaillierten Bottichen mazeriert. Die Weinbereitung erfolgte also nach der traditionellen Methode des Beaujolais. Anschließend hat der Winzer den Wein elf Monate lang in Zement-cuves und sogenannten „Wineglobes“ ausgebaut, bevor er mit minimaler Schwefelung in Flaschen abgefüllt wurde. Seit 2015 verwendet Duperray kein Holz mehr, weil er es nicht mehr schätzt. Es sei nicht mehr zeitgemäß und nehme den Weinen die Präzision, so der Winzer.
In der Nase wirkt der Beaujolais offen und lebendig, viel präsenter als der Vorgängerjahrgang, auch wilder und unverstellter. Er duftet nach roten Johannisbeeren, Berberitzen, etwas Schlehe, Weinbergpfirsich, Unterholz und Ästen mit einem Oberton von Rosen und Minze. Am Gaumen bestätigt sich der Eindruck von roten Beeren und Frische, wobei der Wein bei aller Trinkfreude und Saftigkeit eine beeindruckende Finesse und Eleganz zeigt. Die Säurestruktur ist hervorragend, das Tannin griffig, aber fein, die Frucht saftig wie frischer Kirschsaft mit roten Beeren. Dazu kommen wieder Aromen von rotem Weinbergpfirsich, etwas Kalk und ein frischer, kerniger Aspekt mit einem Hauch Salz im Abgang. Das läuft wie Wasser, und es ist kein Wunder, dass der Löwenanteil der 18.921 Flaschen in die Pariser Gastronomie geht.
Ab sofort und bis 2029.
Fabien Duperrays Beaujolais ist ein wunderbar ambitionierter Trinkwein – und ein Kassenschlager in der Pariser Gastro-Szene.