Thillardon
„Chassignol“ Chénas, rouge 2022

Paradebeispiel eines tiefen, komplexen und alterungswürdigen Chénas-Crus!

Es ist noch nicht allzu lange her, da wurde, wenn von Crus des Beaujolais die Rede war, vor allem Moulin-à-Vent, Morgon oder Fleurie erwähnt. Der Name Chénas fiel so gut wie nie, trotz unmittelbarer Nachbarschaft zu Moulin-à-Vent bzw. obwohl die Appellation Moulin-à-Vent mit dem Gemeindegebiet von Chénas in Teilen sogar deckungsgleich ist. Spätestens seit Paul-Henri und Charles Thillardon hat sich das nachhaltig geändert. So unermüdlich wie akribisch haben sie seit 2007 einige der besten Weine der Region hervorgebracht. Zunächst noch unter den wachsamen Augen ihrer Mentoren Yvon Mêtras und Jean-Louis Dutraive, mittlerweile (erfahrene Winzer, die sie sind) mit großem Erfolg „solistisch“. Das Filetstück ihres Portfolios ist die Lage Chassignol, die direkt hinter der Domaine beginnt und sich sehr steil den Berg hinaufzieht. Paul-Henri und Charles Thillardon sind inszwischen Alleinbesitzer des Weinbergs, er ist also eine Monopollage geworden, nachdem sie vor ein paar Jahren die letzte Parzelle von einem Nachbarn erwerben konnten. Einige der Trauben dieser Parzelle, die mittlerweile wie alle anderen Lagen biologisch zertifiziert ist und weitgehend biodynamisch bewirtschaftet wird, fließen in den „Les Vibrations“ ein, während für den „Chassignol“ nur die besten Trauben der mehr als 100 Jahre alten Rebstöcke dieses von rosa Granit und Quarz geprägten Weinbergs, der ausschließlich mit Pferden bearbeitet wird, genutzt werden. Der Ertrag der uralten Reben liegt bei rund 15 bis 20 hl/ha.

Wie bei den anderen Weinen auch wurde hier eine „macération semi-carbonique“ angewandt, um den Wein zu vergären. Das heißt, dass ein Teil in klassischer Maischegärung erzeugt wird und ein anderer unter Luftabschluss intrazellulär gärt, was die Tannine des Gamay ausgesprochen geschmeidig werden lässt. Bei der klassischen Maischegärung hatte Yvon Mêtras ihnen eine sehr lange Gärphase empfohlen. Die Brüder quetschen die Trauben mit den Füßen, vergären mehr als drei Wochen mit einer behutsamen Infusion der Maische und pressen dann mit einer Vertikalpresse ab. Der Wein wird später zur Hälfte in alten Fässern und zur anderen Hälfte im Zement ausgebaut.

Der 2022er-„Chassignol“ ist farblich etwas dunkler als „Les Carrières“ und „Les Blémonts“, aber ähnlich transparent. Im Duft deutlich erdiger, steiniger und würziger dazu fleischig und leicht säuerlich. Er erinnert wie der „Les Blémonts“ an Chinotto-Orangen und an Sauerkirschen, an Rooisbos und Waldbeeren, sowie an süßen Hefeteig und etwas dunklen Tabak. Am Gaumen zeigt sich der Cru komplex und tief mit einem noch festen Tannin und viel Fleisch auf den Rippen: rote, aber auch dunkle Frucht, Würze, Kraft und Eleganz, Frische und Struktur. Die Säure ist hier ebenso prägnant und fordernd wie die Mineralität. Was sich hier offenbart, zeigt mal wieder, dass die besten Beaujolais sich vor den Burgund-Crus nicht verstecken müssen. Im Gegenteil, was man hier für einen Bruchteil der im Burgund üblichen Preise bekommt, zeigt echte Größe. Zudem reifen diese Weine auch mindestens genauso gut wie die aus der benachbarten Renommieregion. Der „Chassignol“ wird die nächsten zehn und weitere Jahre nur besser und besser werden, da sich der Gerbstoff noch weiter integrieren wird. Ein „vin de garde“, der schon jetzt eine exzellente Länge und Tiefe bietet.

Ideal ab 2026–2027, dann bis sicherlich 2040.