Henri Boillot
Puligny-Montrachet, blanc 2022

Der Wein zum Buch: ein Puligny-Montrachet voller Tiefe und Charakter.

„Puligny ist ruhig, bis auf das Bellen der Hunde hinter den verschlossenen Türen der Steinhäuser und das leise Rauschen des gärenden Weins, das man nur in der Phantasie hört“, schreibt Simon Loftus in seiner viel beachteten Sozialgeschichte „Puligny-Montrachet. Tagebuch eines burgundischen Dorfes“ (1992). Tatsächlich fängt der Blick hinter die verschlossenen Fensterläden des Winzerdorfes das Leben und den Weinbau im ländlichen Frankreich wunderbar ein - es entstehen zeitlose Porträts vom Metzger und Bäcker über den Buchbinder und die Magd bis hin zum Bürgermeister ... und natürlich den Winzern selbst. Einen vergleichbaren Einblick – wenn auch auf ganz andere Art – bietet auch dieser Puligny-Montrachet von Henri Boillot: Ein herausragendes Beispiel burgundischer Weißweinkunst, das die Finesse und Präzision eines großen Winzers widerspiegelt. Denn Henri Boillot und seinem Sohn Guillaume ist es gelungen, auch unter den warmen Bedingungen des Jahres 2022 einen Ortswein von hoher Konzentration, Spannung und Fokussierung zu erzeugen. Er stammt aus den erstklassigen Lagen Les Houlières, La Rousselle, Les Charmes und Les Enseignères und vereint eine Vielfalt an Aromen und Texturen.

Bereits im Glas entfaltet sich ein faszinierendes Bouquet, das eine sanfte Schlichtheit mit einer beeindruckenden Komplexität verbindet. Knackige Zitrusfrüchte eröffnen das Aromenspiel, begleitet von saftigen Pfirsichen, die dem Wein eine fruchtige Fülle verleihen. Ein Hauch von gebuttertem Toast und Jod erinnert an die maritime Frische von Austernschalen, unterstrichen von floralen Noten weißer Blüten und mineralischer Klarheit. Diese harmonische Kombination erzeugt eine einladende Wärme und Tiefe, die den Wein schon in der Nase faszinierend macht. Am Gaumen präsentiert sich dieser Puligny-Montrachet als mittelkräftiger bis vollmundiger Wein mit einer reichen, strukturierten Textur, die sich weich und geschmeidig anfühlt. Der seidige Auftakt führt zu einem vielschichtigen Gaumen, der sich durch eine lebhafte Säure und eine bemerkenswerte Präzision auszeichnet. Die Aromen von reifen Zitrusfrüchten und Pfirsichen setzen sich fort, ergänzt durch Nuancen von frischem Gebäck, die an den Duft von frisch gebackenem Brot erinnern. Diese Aromen werden von einer subtilen Salzigkeit begleitet, die diesem Villages eine zusätzliche Dimension gibt. Der Wein weist auch Noten von blanchierten Mandeln und Honigwaben auf, die ihm eine feine Süße und Cremigkeit schenken, ohne seine Frische und Lebendigkeit zu beeinträchtigen. Diese Kombination aus fruchtigen, blumigen und nussigen Aromen wird durch eine mineralische Note von Feuerstein und kaltem Kalkstein ergänzt, die sich mit zunehmender Belüftung im Glas entfaltet. Ein Hauch von Unterholz im Hintergrund verleiht dem Bouquet eine erdige Tiefe. Anregende Säure und der nachhaltige Abgang machen den Wein lebendig und dynamisch, während die salzige Mineralität im Finale für einen erfrischenden Nachgeschmack sorgt. Ein großer Puligny, der sowohl durch seine aromatische Komplexität als auch durch seine texturelle Eleganz fasziniert. Und der die Nuancen und Feinheiten seines Terroirs so meisterlich zum Ausdruck bringt wie nur ein kluges Buch es könnte.

Ab 2026 und bis 2030.