Joblot
Givry 1er Cru „Mademoiselle“, blanc 2022

Premier Cru „Mademoiselle“: „Servoisine“ meets „En Veau“

Weil das Ganze mehr ist, als die Summe seiner Teile, vermählt Joblots Weingutsdirektorin, Hélène Sakis, bei dieser Cuvée zwei exzellente Premier-Cru-Lagen Givrys: Trauben aus dem Cru „Servoisine“ von 97 Jahre alten Reben, deren Südausrichtung für die nötige Ausreifung des Chardonnays sorgt, treffen hier auf die ältesten Reben aus dem Premier Cru „En Veau“. Und wer einmal das Glück hatte, beide Parzellen separat aus dem Fass zu verkosten, versteht diese Strategie. Denn beiden Lagen erlangen nun eine Harmonie, die sie einzeln nicht besitzen. Rund 75 % stammen hier aus dem Cru „Servoisine“, da man im „Veau“ nur auf 70 Ar mit Chardonnay bestockte Parzellen zurückgreifen kann. Kein Wunder, dass Sakis hier sogar 45 % neues Holz verwendet. Es zügelt die Kraft der Weine und verhilft ihnen zu noch mehr Ausdruckstärke, die all die schönen Konturen betont. Bei derart perfekten Proportionen würde man sagen: Das scheint gewagt, doch wenn es jemand tragen kann, dann „Mademoiselle“!

Hier bestätigt sich eine Beobachtung, die wir schon vor einiger Zeit gemacht haben: Obwohl die Domaine bei all ihren Weinen seit jeher auf einen hohen Anteil neuer Fässer vertraut, wirken sie niemals holzlastig. Das Holz vermählt sich hier bestens mit den intensiven Weinen: ein Zeichen jahrzehntelangen Feinschliffs und bester Kontakte zur tonnellerie François Frères (auf die auch andere Kollegen wie etwa die Domaine de la Romanée-Conti vertraut). Der Wein duftet würzig, mehr nach Getreide sowie einer Spur gereiften Tabaks, als nach Vanille- und Röstnoten. 2022 war generell ein Traumjahrgang im Burgund, bereitet einfach enorme Freude und verspricht großes, jetzt schon klar erkennbares Potenzial. Neal Martin schreibt in seinem Jahrgangsbericht auf Vinous: „Ich kann mich nicht an einen einzigen Jahrgang im Burgund erinnern, der aus dem Fass schon so viel Spaß gemacht hat – und ich mache diesen Job bereits seit über 20 Jahren. Mir gefällt die Frische der Weißweine, insbesondere ihre Texturen und den gekonnten Einsatz von Extrakt, der ihnen Gewicht und Präsenz verleiht und die Würze verstärkt.“ Am Gaumen wirkt die Assemblage der beiden Premiers Crus seidig und raffiniert. Reifer Pfirsich vermählt sich hier mit Salzzitronen, die Konsistenz ist fast ölig, aber ohne Schwere, denn für den notwendigen Akzent sorgt der pikante Nachhall mit seiner zitrischen Säureader. Ein solch seidiger und intensiver Wein würde im Zentrum Burgunds, an der Côte d’Or, mittlerweile gewiss das Doppelte kosten. Ein Glück, dass wir – dem Jahrgang sei Dank! – hier mit einer sehr großzügigen Allokation bedacht wurden!

Ab sofort aus voluminöseren Gläsern zu genießen. Höhepunkt wohl ab 2025–2035.