Voluminös und reif aber getragen von einer elektrisierenden Mineralität.
Wenn es um die Lage „Les Santenots“ geht, wird es kompliziert – wir wagen einen Versuch: Unter diesem Namen gibt es eigentlich vier Weinberge: „Les Santenots Blanc“, „Les Santenots Dessous“, „Les Santenots du Millieu“ und „Les Plures“, die zusammen 29,07 Hektar ausmachen. Die Parzellen, die den Namen „Santenots“ tragen, sind heute fast vollständig mit Pinot Noir bepflanzt. Da in Meursault kein Pinot Noir erlaubt ist, werden die Weinberge dem benachbarten Volnay zugeschlagen. Die einzige Lage, die nicht „Santenots“ im Namen trägt, ist „Les Plures“. Das ist auch die Lage aus der dieser Chardonnay stammt, die auf dem Etikett allerdings immer als „Les Santenots“ deklariert wird. Da sage noch einer, deutsche Lagen seien kompliziert. Dass hier mehr Pinot als Chardonnay steht, hat aber einen Grund: Sie besitzt eine ziemlich dicke Lehmschicht, und das kommt ersterem sehr zugute. Für den Chardonnay wiederum bedeutet dies, dass die Weine viel Körper und Kraft haben können. Das merkt man auch dem Meursault 1er Cru „Les Santenots“ von Cataldina Lippo und Vincent Monfort an. Die beiden besitzen kleine Parzellen von insgesamt 30 Ar mit Reben, die 1929 gepflanzt wurden. Diese alten Reben bringen einen Meursault von großer Komplexität, Fülle und Dichte hervor. Es ist ein Wein, den man sehr gut verorten kann und der deutlich mächtiger ist als beispielsweise ihr „Le Pré de Manche“. Gleichzeitig versteht es Cataldina Lippo, diesen Wein zu zähmen, seine Eleganz und Finesse herauszuarbeiten und sie neben Volumen, Tiefe und Saftigkeit erlebbar zu machen.
„Les Santenots“ von 2022 duftet ein wenig nach Zündholz, etwas Speck, leicht angerösteten Nüssen, Eiche, Bleistiftabrieb und Gestein in Verbindung mit Ananas, Salzzitrone und Birnencreme. Das ist ein reifer, voller und saftiger Wein, der durchaus mit seiner Fülle strotzt – aber sehr zu gefallen weiß, denn diese Fülle bleibt präzise, behält ihre Kanten und Grenzen, wird durchzogen von einer elektrisierenden Mineralität und spannungsvollen Säure. Viel weiße und gelbe Frucht hat es hier. Dazu kommt eine leichte Exotik und zestige Herbheit, dann wieder eine charmante Extraktsüße, etwas Nussbutter und Patisserie. Ein toller Wein, der noch blutjung erscheint!
Ab 2026 (davor unbedingt karaffieren) und sicher bis 2036+ zu genießen.
„Les Santenots“ ist die vielleicht ungewöhnlichste Lage in Meursault, aus der neben Pinot auch dieser kräftige und zugleich elegante Chardonnay stammt.