Ein Meisterwerk der Sinnlichkeit!
Der „Clos du Roy“ ist wohl der bekannteste Pinot Noir von Sylvain Pataille und vielleicht sogar die beste Lage der Appellation Marsannay. Auf jeden Fall ist er der erste Anwärter auf den Premier Cru-Status, der vielleicht im nächsten Jahr Realität wird. Die Lage heißt nicht von ungefähr „Clos du Roy“. Der Clos, also der ummauerte Weinberg, war seit 1238 im Besitz der Erzherzöge von Burgund. Nach der Niederlage Karls des Kühnen bei Nancy und der anschließenden Angliederung seiner Ländereien an das Königreich Frankreich wurde der Weinberg 1477 in Clos du Roy umbenannt, da er von da an dem König gehörte. Der Weinberg liegt in der Gemeinde Chenôve, wurde aber 1987 in die Appellation Marsannay aufgenommen. Lange Zeit war er der nördlichste Weinberg der AOP, bis 2019 auch der benachbarte Le Chapitre integriert wurde. Beide Weinberge profitieren von einem leicht rötlichen, eisenhaltigen und kiesigen Boden, der grèzes litée genannt wird, der auf einem Untergrund aus weißem Oolith-Kalkstein im oberen Teil des Hangs und rotem sandigem Mergel im unteren Teil zu finden ist. Der untere Teil des Hanges besteht aus altem Schwemmland des ehemaligen Flussbettes der Ouche. Die 2,25 Hektar, die Sylvain Pataille auf 270 Metern Höhe besitzt, wurden 1952, 1965, 1978 bestockt und zwischen 2001 und 2006 nachbepflanzt. Nach der Lese von Hand lässt Pataille den Most spontan gären, mit einer Zugabe von etwa 50 % ganzer Trauben. Die Gärung dauert lange und gleicht eher einer Infusion. Starke Extraktionen oder Umpumpen sind seine Sache nicht. Schließlich ist der „Clos du Roy“ der einzige Wein, der zwei Jahre im Fass bleibt. Allerdings beträgt der Neuholzanteil, wie bei den anderen Lagen-Pinots auch, nur 15 %. Dem Wein wird nichts entzogen und nichts hinzugefügt, außer ein wenig Schwefel nach etwa einem Jahr Reifezeit, um dem Pinot Noir die nötige Stabilität für lange Reisen zu geben.
Schon im Duft spürt man das Yin und Yang dieses Weines, der reif und doch zart, der intensiv und doch schwebend wirkt. Man findet Noten von Kornblumen und anderen Blüten, von Süß- und Sauerkirschen, von roten Johannisbeeren und dunklen Waldbeeren. Dazu kommt etwas gemahlener Kalkstein und Austernschale, aber auch warmer Waldboden und etwas weicher, schokoladiger Biskuitteig. Alles wirkt im Fluss, alles wirkt fein und elegant, aber auch bodenständig. Und genau das macht den „Clos du Roy“ schon im Duft so bezaubernd schön. Am Gaumen setzt sich dieser Eindruck nahtlos fort. Die Textur ist sinnlich, die Frucht reif und saftig, gleichzeitig durchzogen von einer zunächst ruhigen und reif wirkenden Säure, die aber von Sekunde zu Sekunde agiler wird und sich mit einer lebendigen, energischen Mineralität verbindet. Das Kalkige, Kreidige wird immer deutlicher. Bei Vinous erhält der Wein „nur“ 91 bis 93 Punkte. Das ist in gewisser Weise verständlich, denn es ist kein großer Wein im klassischen Sinne, aber wenn man ihn im Glas hat, möchte man einfach die ganze Punktevergabe verdammen, denn dieser „Clos du Roy“ berührt, ist ein Seelenwein, der eine schwer zu beschreibende Harmonie und Ausgewogenheit in sich trägt. Weder wuchtig noch übermäßig kräftig, sondern ein elegant, dazu jede Menge Spannung, Transparenz, Leben und Sinnlichkeit!
Der „Clos du Roy“ wirkt schon sehr offen, trotzdem wird er ab 2027 noch einmal deutlich zulegen und sicher bis 2037 mit großem Genuss zu trinken sein.
Patailles „Clos du Roy“ repräsentiert den vielleicht besten Weinberg der AOP Marsannay. Ein Wein, der Cru-Status verdient hätte, so harmonisch wirkt er.