Viel Pinot, viel Frucht, viel Charme und eine agile Säurestruktur. 95 Punkte – DECANTER
Von Dijon kommend ist „Le Chapitre“ der zweite Weinberg der Côte de Nuits. Der Name „Chapitre“ deutet darauf hin, dass er einst der Kirche gehörte, in diesem Fall dem Erzbischof von Autun, der hier im Mittelalter die Reben anpflanzen ließ. Der Weinberg liegt am nördlichen Ortsrand von Chenôve in einer Höhe von 270 bis 300 Metern und ist nach Osten ausgerichtet. Als 1987 die Appellation Marsannay Village geschaffen wurde, wurden die Dörfer Couchey und Marsannay, aber nur der südliche Teil von Chenôve einbezogen. Dort liegt der Clos du Roy. Da Le Chapitre nördlich des Dorfes liegt, wurde er ausgelassen, obwohl er unbestreitbar einer der besten Weinberge der Region ist. Seit 2019 gehört nun auch dieser Weinberg zur Appellation Marsannay. Von den fünf Hektar besitzt Sylvain Pataille dort 1,05 Hektar Pinot Noir und 0,7 Hektar Aligoté. Der Pinot Noir wurde 1951, 1989 und 2006 gepflanzt. Er wurzelt in einem leicht rosafarbenen, kiesigen Boden, den sogenannten grèzes litées. Diese Schicht aus brüchigem Kalkstein liegt auf einem Untergrund aus weißem Oolith-Kalkstein. Der Comblanchien-Kalkstein befindet sich am oberen Ende des Hangs über den Weinbergen, wurde aber im Laufe der Zeit teilweise in die Weinberge geschwemmt.
Nach der Handlese der inoffiziell biologisch und biodynamisch bewirtschafteten Weinberge wurden die Trauben spontan vergoren. Sylvain Pataille vergärt die Trauben dieses Weines in der Regel zu 100 % als Ganztrauben und presst sie nach der langen Gärung, bei der nur ganz dezent extrahiert wird, langsam ab. Der Ausbau erfolgt dann über eineinhalb Jahre in Barriques, die jedes Jahr zu 15 % durch neues Holz ersetzt werden. Nach einem Jahr wird der Wein leicht geschwefelt. Mehr passiert nicht.
Der Marsannay „Le Chapitre“ rouge ist einer von vielen beeindruckenden Weinen, die Pataille in diesem eher schwierigen Jahrgang 2021 geschaffen hat. Vom kühlen, oft regnerischen Klima des Jahres ist hier nichts zu spüren. Es ist fast unglaublich, wie fein und stoffig, saftig und reif dieser Wein wirkt. Und doch wird all die herrliche Frucht und Würze von einer lebendigen und agilen Säure durchzogen, die für einen großen Trinkfluss sorgt. Im Antrunk findet man eine dunkle Frucht von Schwarzkirschen, etwas Holunder und Zwetschken, dazu Zimt, Pfeffer, Tabak und Graphit. Dazu kommen etwas Holz, Waldboden und ein dunkler Biskuitboden. Am Gaumen ist „Le Chapitre“ ein absolut präziser, feiner und agiler Pinot Noir. Er bietet eine wunderbar offene und einladende Frucht, eine feine Tanninstruktur und eine fantastische Harmonie zwischen Frucht, Säure, Tannin und Energie.
Schon jetzt, besser wohl ab 2026 und sicher bis 2036.
Im „Le Chapitre“, dem ehemals erzbischöflichen Weinberg, entstehen bei Pataille wunderbar dunkelfruchtige, feinwürzige Weine wie dieser Pinot Noir von 2021.