Tardy
Vosne-Romanée „Vigneux“, rouge 2021

Jean Tardys Kernkompetenz: parzellengenaue Selektion

Die heutige Domaine Jean Tardy befindet sich in Vosne-Romanée, direkt an der Route Nationale. Ein kleines unscheinbares Häuschen, das sich an eine Formation gleichartiger Häuser anschließt. Neal Martin, Vinous-Verkoster für Burgund berichtet, dass er jedes Mal bis zum Briefkasten heranfahren muss, um das richtige Gebäude zu identifizieren. Uns ist es nicht anders ergangen: Trotz GPS haben wir ein paar Extrarunden gedreht, bis wir die Domaine (quasi ein Garagenweingut, das unterhalb des Wohngebäudes der Familie liegt) gefunden hatten. 5,5 Hektar werden hier vinifiziert, darunter exzellente Lagen, deren Erwerb heutzutage nur noch von Investoren und Konzernen gestemmt werden kann. Wenn Guillaume hier seinen Grand Cru Echézeaux aus dem Fass zieht, von dem sein Verpächter nur die Trauben sieht, mit denen er ausgezahlt wird, ist das einer dieser lässig-surrealen Momente, die man so (fast) nur in Burgund erlebt.

Guillaumes Vosne-Romanée „Vigneux“, aus einer 0,34 Hektar kleinen Parzelle (Pflanzjahr 1986) ist für uns sicherlich eine der „appellationstypischsten“ Weine der Kollektion. Hier kann er auf exzellentes Terroir aus Villages-Klassifikation zurückgreifen. Die „Weinbauwurzeln“ von Familie Tardy reichen drei Generation zurück, schon Großvater Victor (er lernte bei Méo-Camuzet, pflegte später – mit Henri Jayer – viele ihrer Lagen) bewirtschaftete herausragende Terroirs aus der vielleicht nobelsten Gemeinde der Côte d’Or. Die Parzelle befindet sich auf Vougeot-Seite, unterhalb des Premier Crus „Les Suchots“. Der Tonboden enthält viel Kies auf Kalk, sodass die Reben hier große Anstrengungen unternehmen müssen, um zu wurzeln. Das Ergebnis: kleine Beeren, die voller Aromen stecken. Genau so duftet dieser Vosne-Romanée dann auch – nach dickschaligen und reifen roten wie schwarzen Beeren. Er besitz am Gaumen eine Würzigkeit und Strenge, die an lang gezogenen Ceylon-Tee erinnern. Auch das Tannin ist engmaschig und hauchfein. Der „Vigneux“ darf ruhig nach Freigabe zwei bis drei weitere Winter im kühlen Keller verbringen. Das ist ein ganz großer Villages (für uns eher Premier-Cru-Niveau), der uns an die Vosne-Romanées aus dem Hause Dujac erinnert, obwohl diese dank des kräftigen Rappeneinsatzes völlig anders vinifiziert werden. Hier wird absolut klar (und gaumenfällig!), welch intime Kenntnisse der Gemeinde und ihrer Lagen die Tardys vermutlich schon seit Generationen besitzen. Hier kommt all die Erfahrung zum Tragen, die man braucht, um wirkliche große Burgunder zu vinifizieren.

Gerne ab 2028, Höhepunkt wohl 2030 bis 2038+.