FR-BIO-01
Eine nie zu ernsthafte, wunderbar okzitanische „Mischung“
Estelle und Pierre Clavel haben ein Faible für die alte Sprache der Region, das Okzitanische. Und so trägt auch ihr Rosé einen solchen Namen: „Mescladís“ kann einerseits Mischung, aber auch Durcheinander bedeuten. Im Falle des 2023er ist es aber die „Mischung aus Früchten, Frische und Spannung“, an die das Winzer-Paar aus der Languedoc gedacht hat. Sie entspricht auch dem gemischten Bodentyp ihrer Anlagen in der kleinen AOC-Appellation Pic Saint Loup. Sie trägt den stattliche 658 Meter hohen „Hausberg“ Montpelliers im Namen, viel wichtiger sind aber die ausgeprägten Tag-Nacht-Unterschiede bei der Temperatur. Zusammen mit dem erwähnten Mix aus Kalk, Ton und Kieselsteinen ergeben sie eine perfekte Voraussetzung, die drei Rebsorten mit Reife, vor allem aber Würze und Säure auszustatten. Denn die Clavels vinifizieren ihren Rosé in einer bewussten Traubenselektion und nicht als Saftabzug gemäß der „saignée“-Methode. Entsprechend viel Substanz soll er auch zeigen, darüber wacht vor allem die studierte Biologin Estelle Clavel im Keller. Eigenständig, aber dennoch nicht mit den Rotweinen verwechselbar, soll der nicht als Spaßwein verstandene „rosa“ Wein sein. Dem Erhalt dieser würzigen Frische aus dem Weingarten dient demnach auch der Ausbau in Beton und Stahltanks.
Vor allem aber lächelt diese Flasche Rosé – und das ganz wörtlich. Denn der „Smiley“ am Korken macht schon gute Laune, noch ehe mal den „Corail“, die Flamingo-rosa Tönung, im Glas erblickt hat. Sie lässt einem auf der Welle der Sympathie weitersurfen. Nun ist die Nase dran, der mit Blutorangen, dezentem Rhabarber-Duft und der Würze des „Scheinpfeffers“ namens Rosa Beeren einiges geboten wird. Damit ist die Erwartung an den „Mescladís“ klar: Herb, Säure-getrieben und mit einer Fruchtigkeit ohne Kitsch. Das löst der rosa Clavel auch ein, wenn auch saftiger als erwartet.
Denn am Gaumen kommt zu der dezenten Aperol-Aromatik von Orange und Bitterwurzeln auch noch Himbeere hinzu. Sie leitet das Finale ein, in dem erneut fas Fruchtfleisch und die Schale von Blutorangen ihren Auftritt haben. Darf es diesen Sommer vielleicht französischer Rosé statt italienischem Likör sein zur „Blauen Stunde“? Wir sagen: bonne idée!
Ab sofort bis 2026+.
Frühe Lese, explizit für den Rosé, und ein unschlagbares Rezept, das Frucht und Würze zu verbinden weiß – mehr braucht es nicht für Clavels „Mescladís“!