Gérard Boulay
„La Côte“ Sancerre, blanc 2021

Fantastischer Lagenwein aus dem Sancerre – druckvolle Eleganz in Vollendung

Im Portfolio von Gérard Bouley gibt es drei Einzellagen, aus denen er weißen Sancerre erzeugt: Les Culs de Beaujeu, Les Monts Damnés und La Grande Côte. In letzterer, 1,5 Hektar groß, liegen seine seine kühlsten Parzellen. Sie befinden sich in der Côte d’Amigny, sind aber – ähnlich wie die Chavignol-Lagen – vor allem vom Kimmeridge-Kalk geprägt. Während der „Les Monts Damnés“ im großen Fuder vergoren und ausgebaut wird, gönnt Gérard Boulay dem „La Côte“ klassische Barriques, allerdings ausschließlich solche, die schon mehrfach in den Kellern von Freunden und Kollegen wie Alphonse Mellot ihren Dienst getan haben. Holz ist hier nicht das Kriterium, zumindest nicht geschmacklich – auch wenn es ganz feine, elegante Spuren hinterlässt. Aber der Einfluss der Mikrooxidation, die durch die geringe Oberfläche im Barrique eine ganz andere Bedeutung erlangt, wird hier in der Textur offensichtlich.

Gérard Boulays Sancerre Blanc „La Côte“ 2021 steht – und das bemerkt man schnell – dem Sancerre aus der wesentlich bekannteren Lage „Monts Damnés“ in keiner Weise nach. Es ist einfach ein anderer Wein, der aber als 2021er das eher kühle, tendenziell feuchte Wetter und den entsprechend klassischen Jahrgang aufgreift. Dieser trifft auf den reifen, aber immer präzisen Stil von Boulay und auf das vergleichsweise kühle Terroir, in dessen Kimmeridge-Kalkböden sicher auch ein wenig Silex, also Feuerstein, eingeschlossen ist. Das ist ja, wenn man so will, die dritte Säule des Sancerres neben den caillottes, also den lehmigen Böden mit Kalkmergel, sowie den von Kimmeridge-Kalk geprägten terres blanches. In diesem Wein drückt sich das in einer rauchigen Note aus, die den Sancerre aktuell im Duft wie am Gaumen begleitet. Im 2021er-Jahrgang treffen die Noten von Rauch und Kalk auf Stachelbeeren, Holunderblüten, Limetten und Zitronenschalen. Dazu kommen Noten von Reineclauden, etwas Buchsbaum und grüne Birnen. „La Côte“ gleitet zu Beginn wie Samt und Seide über die Zunge, nimmt dann allerdings immer mehr Fahrt auf, um dann angenehm druckvoll eine bemerkenswerte Kraft zu präsentiert. Auch hier wirkt die Aromatik grün, aber reif, und das zusammen mit der typischen Boulay’schen Fülle, die den Gaumen so angenehm auskleidet. Das Faszinierende ist auch hier, dass der Wein dabei absolut präzise bleibt, von einer tiefen inneren Spannung und Mineralität getragen wird und im langen Finale anregend salzig wirkt, was quasi sofort den nächsten Schluck provoziert. Ein beeindruckender Sancerre eines begnadeten Winzers!

Schon jetzt ein Genuss, wird seine ganze Komplexität aber erst 2025–2035 preisgeben.