Hermitage: Großer Name, faszinierender Wein mit sofortigem Genuss.
Für all jene, die Syrah lieben, haben mindestens zwei Appellationen der Nord-Rhône einen mythischen Klang: Côte Rôtie und Hermitage. Der Hermitage-Weinberg liegt über Tain l’Hermitage und umfasst 136 Hektar. Zusammen mit der Côte Rôtie entstehen hier oft grandiose Grands Crus. Auch die beiden Kultwinzer René-Jean Dard und François Ribo besitzen am Hermitage einige Parzellen, und zwar in den Bereichen Varogne und Les Doignières. Schaut man von Tain l’Hermitage aus auf den steilen Berg, so liegt Varogne links von Les Bessards im Knick. Les Doignières befindet sich auf der gegenüberliegenden Seite und wird vor allem für weiße Sorten genutzt. Varogne besitzt zwar mit Granit und Porphyr das gleiche Terroir wie Les Bessards, war aber lange nicht so bekannt und so angesehen, weil diese Lage nicht nach Süden ausgerichtet ist, sondern eher im Halbschatten liegt. Mit dem Klimawandel ist sie allerdings viel attraktiver geworden.
Varogne ist geradezu ideal geeignet für den Stil von Dard et Ribo, die es sich jedes Jahr zum Ziel setzen, einen „Hermitage“ mit rund 13 Vol.-% zu vinifizieren, während andere auf die 15,5 Vol.-% zugehen. Die Herangehensweise der beiden Winzer ist entsprechend eine völlig andere als bei den meisten. Das gilt auch für 2021. Es ist wieder ein Syrah, der mit so wenig Intervention wie möglich entstanden ist. Die Trauben werden immer so gelesen, dass nicht nur die Frucht, sondern auch die Rappen reif sind, die in größeren Anteilen mitvergoren werden. Nach rund 20 Tagen offener, spontan eingeleiteter Maischegärung ohne forcierte Extraktion werden die Trauben in einer alten Korbpresse abgepresst und kommen in alte Fässer. Rund ein Jahr später wird der Wein ohne Schönung, Filtration oder zusätzliche Schwefelgabe gefüllt.
Wegen des Verzichts auf Schwefel ist der Wein jetzt schon mit Genuss trinkbar, und zwar ohne die Komplexität zu schmälern. Dard et Ribo machen einen jung zu trinkenden Syrah aus dieser bedeutenden Lage, von der man immer sagt, ihre Weine müssten 20 Jahre im Keller schlummern. Dabei ist es das Faszinierende, dass Dard et Ribos Hermitage diese 20 Jahre auch schafft, sich in dieser Zeit aber natürlich erheblich verändern wird. Doch wer sich traut, den „Hermitage“ schon jetzt zu trinken, sollte das tun.
Der tief violette Wein beeindruckt mit einer komplexen Aromatik aus schwarzer und roter Frucht, Blüten und Kräutern. Cassis und Brombeeren kann man hier erahnen, dazu Zwetschgen und Kirschen, begleitet von Thymian, Rosmarin, Süßholz und Piment sowie schwarzer Oliventapenade und zerstoßenem Gestein. Im Vergleich zum Vorgängerjahrgang wirkt dieser 2021er heller und floraler mit viel Veilchen, aber auch viel Pfeffer. Hier lohnt es sich, dem Wein in der Karaffe Luft zu geben, um ihn vollends aufblühen zu lassen. Am Gaumen wirkt er dann nobel und tief mit einer kühlen Säure und Mineralität sowie einem feinkörnigen Tannin. Die Frucht schafft den Spagat zwischen Dichte und Komplexität sowie frischer Leichtigkeit und Saftigkeit mit einer gewissen erdigen und steinigen Note sowie Gewürzen im Finale. Dieser Hermitage hat keine Vorbilder oder Vergleichsmaßstäbe. Er ist eine ganz eigene, für Dard er Ribo typische Interpretation des Terroirs aus einem duftigen, frischen Jahrgang.
Ab sofort und sicher bis 2035 mit Freude zu trinken.
Der Hermitage ist Dard et Ribos Syrah aus der berühmtesten Appellation der Nord-Rhône. Es ist ein tiefer, nobler Wein, den man jetzt schon antrinken kann.