Wunderbar authentisch-tiefer Wein mit herausragendem Charme und maximaler Individualität! 94 Punkte – JEB DUNNUCK
Grenache ist eine der am häufigsten angebauten Rebsorten weltweit und doch segelt die Varietät, die in Spanien als Garnacha bekannt ist, recht oft unter dem Radar der gehobenen Weingenießern. Zu oft ist der Ertrag zu hoch, sind die Anlagen zu jung, ist die Rebe nur als Ergänzung von Syrah, Mourvèdre oder Tempranillo gefragt. Wir wissen deshalb nicht, ob sich unser Freund, der großartige Sébastien Vincenti, der Macher der Domaine de Fondrèche, mit seinem „Il était une fois“ vorgenommen hat, mit einem Schlag alle Grenache-Skeptiker von der Großartigkeit dieser Rebsorte zu überzeugen oder ob er einfach die wirklich uralten Parzellen – die Pflanzungen reichen bis in das Jahr 1936 zurück – nutzen wollte, um einen extrem individuellen, einen großen Wein zu keltern. Wie dem auch sei: Das Ergebnis ist in jedem Fall fantastisch. Dabei sind die jeweils fünf Prozent Syrah und Mourvèdre, die ebenfalls den Weg in den Wein gefunden haben, eine schöne Ergänzung. Sie sorgen im Hintergrund für Spannung und steuern ein paar feine Gerbstoffe bei. Geprägt wird der „Il était une fois“, den Sébastien Vincenti nur in herausragenden Jahren auflegt, freilich komplett vom Grenache. Die Sorte strotzt zwar auch hier nicht von Tanninen, aber sie entwickelt eine fast magische Tiefe, verbunden mit einer kraftstrotzenden Würze. Die teilweise fast 90 Jahre alten Reben wachsen auf steinigem Untergrund, generell ist die Landschaft eher karg, in der Nähe des mythischen Mount Ventoux sind die Temperaturschwankungen groß – das sind ebenso anspruchsvolle wie vielversprechende Voraussetzungen für große Weine. Angesichts des hohen Alters der Reben sind die Erträge natürlich minimal, der Most wird komplett im Beton vergoren, danach reift der Wein in 3000 Liter fassenden Eichenfässern. Sehr dosiert kommen Amphoren und Barriques zum Einsatz. Bereits der intensive, tiefgründige Duft deutet an, wohin die Reise mit diesem Wein geht – nämlich in ganz andere Sphären: Da ist ganz viel rote, reife Frucht, die von enormer Würze getragen wird. Brombeere ist dabei, schwarze Kirsche, dazu etwas Rosenblatt, Garrigue und blonder Tabak, dahinter viele Kräuter, aber auch Trüffel und Unterholz. Am Gaumen entfaltet sich dann immenser Druck, der aber gar nichts Schweres hat. Getragen von einer vielschichtigen Aromatik, die zwischen reifen Früchten und feiner Würze changiert, schimmert fast etwas Transparentes durch. Die Gerbstoffe sind präsent, aber perfekt integriert, die Säure sorgt für feine Frische. Am Schluss schiebt sich noch eine zarte Mineralik an die Gaumendecke, Pflaume hallt nach, eine Spur Orangenbitter. „Il était une fois“ ist ein Wein für besondere Momente. Natürlich ist das ein großer Genuss zu einem Rindersteak, aber das ist ein Wein, dem man sich auch gerne, von den Klavierklängen eines Kenny Barron flankiert, solo widmen darf. Man muss dann nicht viel sprechen. Das übernimmt der Wein.
Ab sofort und bis 2035.
Domaine de Fondrèches „Il était une fois“ ist ein tiefgründiger Wein, der das enorme Potenzial der Grenache-Reben aufzeigt – ein Meisterwerk!