Clos des Papes
Châteauneuf-du-Pape, blanc 2022

97 Punkte – JEB DUNNUCK | 96 Punkte – WINE SPECTATOR & DECANTER

Salz und Zitrusfrüchte gefallen jetzt schon – und sicher auch noch 2035!

Während die roten Weine der Appellation Châteauneuf-du-Pape zu den ewigen Klassikern aus Frankreich gehören, sind die nicht minder komplex aufgebauten weißen Cuvées der südlichen Rhône auch unter Kennern noch ein gut gehütetes Geheimnis. Das liegt zum einen an der langen Erfahrung mit Sorten, die hier perfekt gedeihen. Im Falle von Vincent Avril sind es Roussanne, Grenache Blanc, Clairette, Picpoul, Picardan, und Bourboulenc. Die wechselnde Quantität dieser Sorten gibt es zweifellos auch anderswo, doch Monsieur Avril tut alles, um dem weißen Rhône-Wein optimale Frische zu bewahren. Die 15% vol. am Etikett darf man also getrost vergessen. Denn der Verzicht auf „le Malo“, den biologischen Säureabbau, und Holzfassreifung verstärkt ebenso wie der recht hohe Einsatz der knackigen Rebsorte Picpoul de Pinet die Nervigkeit des „Clos des Papes“ 2022. Sie bietet die Garantie für lange Lagerfähigkeit, sichert aber auch in der Jugend bereits eine an Agrumen und Algen erinnernde maritim-südliche Zugänglichkeit.

So macht bereits eine schnelle Bekanntschaft mit diesem Wein (hoffentlich im großen Glas!) klar, dass man sich in einer Aromen-Welt abseits des Gewohnten befindet: Mirabelle, Zimt, aber auch salzige Einsprengsel, dazu Kurkuma und pochierte Birne spannen einen Bogen, der klassische „Gelber Apfel und Zitrusfrucht“-Düfte banal wirken lässt. Zumal sich dieser noch junge Châteauneuf-du-Pape auch minütlich öffnet – er ist der prototypische Fall für das Karaffieren eines Weißweines! Dann erlebt man hier einen „Paloma-Moment“. Denn wie der gleichnamige Cocktail bringt der Wein Pink Grapefruit und Salz in einer geradezu funkelnden Art und Weise hervor. Das alles spielt sich aber vor dem Hintergrund von 15 Vol.-% ab, der allerdings angesichts der Tiefenschärfe und Frische dieser weißen Cuvée regelrecht verblasst. Am Gaumen legt der Weißwein von der Rhône erneut eine breite Palette gelber Früchte vor, die allesamt ohne Süße auskommen. Saftig ist der 2022er dafür ohne Ende, wobei die listig eingearbeitete Salzigkeit das Ihre dazu beiträgt. Kaktusfeige und Sternfrucht sind ein Teil, am auffälligsten ist aber der an Zitrusschalen erinnernde, feine Gerbstoff, den Kenner gerne unter „Fruchtbitterl“ zusammenfassen. Wer sich den Wein bereits jetzt schmecken lässt, wird von einem runden Geschmack überrascht, der geschliffen wie ein Bachkiesel wirkt – allerdings einer, der aus salzigen Zitrusfrüchten geformt wurde.