FR-BIO-16
Seidiger „Südwester“, der vor Frucht fast birst!
Man kann Luc de Conti und seine Frau Martine sowie Cousin Francis als Tüftler bezeichnen. Den persönlichen Zugang zum Weinmachen, der autodidaktisch begonnen hat, haben sie nie abgelegt: Jedes Jahr kommen innovative Verfahren hinzu. Allerdings hält man es bei „Les Gendres“ nicht mit der Technik, eher dem Verzicht darauf. Das begann bereits 1999 mit der großen Untersuchung der Böden um das Schloss Bridoire. Als Präsident der Appellation Bergerac ließ de Conti die Böden der Region von den angesehensten Wissenschaftlern (ENITA Bordeaux, Universtät Limoges, dem Conseil Interprofessionnel des Vins de la Région de Bergerac sowie der Chambre d’Agriculture de la Dordogne) in allen Facetten erforschen. Eine radikale Reduktion des Ertrags – wir sprechen von fünf bis sechs Trauben pro Stock – und eine früh einsetzende biologische Wirtschaftsweise waren die Reaktion am Weingut. Mit dem Jahrgang 2005 folgte dann auch der erste Lagen-reine Merlot, damals noch „Parcelle Les Gendres“ genannt. Diesem kalkigen Stück Land, der Parzelle N°A296, entstammen die Trauben für diesen Rotwein. Den de Contis ist es bei diesem Wein daher auch wichtig, dass der Merlot „Herz und Seele des Terroirs“ widerspiegelt. Der Holzeinsatz soll daher möglichst „diskret“ erfolgen und die Frucht nur stützen und idealiter hervorheben. Mission erfüllt!
Denn der verführerische Duft dunkler Beeren ist so intensiv und lebhaft wie ein frisch gepflückter Korb Wild-Heidelbeeren. Reif und dunkel ist dieses Duftbild, der 2019er lässt daneben auch noch Brombeere und Holunder – ein Indikator für Gerbstoff – aufblitzen. Dieser Reigen an Beerendüften macht zu Recht neugierig auf den ersten Schluck. Und das Mundgefühl des „Les Gendres“ kann man nicht anders als mit „seidig“ bezeichnen. Die feinkörnigen Tannine gehen in einer Woge von Frucht, diesmal eher aus dem roten Spektrum (Sauerkirsche), förmlich unter. Herrliche Intensität zeichnet diesen Merlot aus. Sie kommt aber nicht aus Kraft oder Alkohol, sondern einer balancierten Frucht-Lakritz-Mischung, die den roten Bergerac praktisch prädestiniert, zu allen Lammgerichten eingeschenkt zu werden. Hartkäse wie Manchego oder Pecorino, aber auch geschmortes Rind wären weitere Partner – Monsieur Luc de Conti selbst rät zum Steak. Doch zurück zum „Les Gendres“: Er ist alles, was sich Rotweintrinker von einem frucht-betonten Wein für jeden Tag wünschen.
Ab sofort bis 2030.
Brombeer-Frucht steht in den Rebsorten-Büchern als Merlot-Kennzeichen. Was „Les Gendres“ an Intensität liefert, darf man als Bilderbuch-Rotwein bezeichnen.