Aydie
Madiran „sans sulfites“, rouge 2021

Sorten-Geheimtipp mit „Würz-Kraft“

„Tannat“ ist wohl eines der ersten Wörter, die einem in den Sinn kommen, wenn man über Weine aus Madiran spricht. Die anspruchsvolle Rebsorte ist zum Wahrzeichen der Appellation geworden, in der sie Terroir und Klima vorfand, die es ihr ermöglichen, sich voll zu entfalten. Seit 1975 widmet sich Familie Laplace dieser Rebsorte, was nicht nur entsprechend alte Reb-Anlagen mit sich bringt, sondern auch viel Erfahrung. Denn die Wasserversorgung im Frühjahr ist in den heißen Sommern die entscheidende Voraussetzung für ausdrucksstarke Rotweine. „In restriktiven Situationen“, wie die Grégory und seine Schwester Camille Laplace karge Böden mit viel Sonnenwärme nennen, „werden die großen Madiran-Weine geboren“. Die seit 20 Jahrgängen praktizierte hohe Stock-Dichte von 8.000 Pflanzen pro Hektar soll diese Aromenkonzentration und Komplexität noch fördern, ist man am Château d’Aydie überzeugt, das die beiden Geschwister mit ihrem Cousin Bastien gemeinsam zu neuen Höhen führen.

Auch wenn man sich nicht in die weintechnischen Details des Madirans „sans sulfites“ von 2021 versenken will, sollte man als Genießer eines wissen: Um einen Wein ohne Sulfite herzustellen, müssen die Trauben vollkommen gesund sein. „Durch Verkostung der Weinbeeren und regelmäßige Analysen wird die Reife überwacht“, erzählen die Geschwister Laplace, die so den optimalen Erntetermin des Tannats ermitteln. Die Weinbereitung selbst erfolgt dann sehr traditionell: Die Trauben werden entrappt und zerkleinert, bevor sie in temperaturkontrollierte Bottiche mit einer Kaltmazeration vor der Gärung bei 7 °C gegeben werden. Nach 15 oder 20 Tagen Mazeration werden die Weine zum Säureabbau (malolaktische Gärung) in Holzbottiche gefüllt.

Und es ist ein unverkennbarer Madiran, was ins Glas kommt: Heidelbeersaft-dunkle Farbe zeigt sich an der Glaswand. Da ist ordentlich Frucht-Extrakt im Spiel! Die Nase bestätigt diesen Eindruck, denn Preiselbeere, Kochschokolade, etwas Carob-Sirup und Brombeere legen in der ersten Phase vor. Die Lakritze, die später dominiert im Duftbild, braucht etwas Zeit, um mit der satten Dosis Fruchtigkeit Schritt zu halten. Der erste Schluck überrascht mit einer floralen Note nach kandiertem Veilchen, ehe die Beeren-starke Seite sich mit der geballten Kraft von Heidelbeeren, Brombeeren und pikanten Glanzlichtern von getrockneter Roter Paprika zeigt. Man muss dem „sans sulfites“ ein wenig Zeit geben, um die an Kakao und Lorbeer erinnernde Seite dieses Weines zu entdecken. Denn hier zeigt sich, mit welcher Meisterschaft der betont harte Gerbstoff der Rebsorte Tannat eingearbeitet wurde. Mit dieser „Grundausstattung“ braucht der 2021 definitiv starke Partner am Tisch – am besten Braten mit viel Saft und im Idealfall lange geschmortes Wildbret.

Ab sofort bis 2038.