Berthoumieu
„Constance“ Madiran, rouge 2021

Die „Garrigue“-Würze aus der Heimat d‘Artagnans

Literaturkenner brauchen bei diesem Wein nur zwei Dinge zusammenbringen: Die große Liebe des Musketiers d’Artagnan aus Alexandre Dumas Roman – die Königinnen-Vertraute Constance Bonacieux – und die Lage der Domaine Berthoumieu. Denn im Herzen des Département Gers hält man die Erinnerung an den berühmtesten (wenn auch fiktiven) Sohn dieser Ecke der „France profonde“ hoch. Und so haben die Schwestern Claire und Marion Bortolussi mit diesem Wein dem Geist der Musketiere eine Hommage gewidmet. Wenngleich mit einem klar weiblichen Profil, wie es zu ihrem Bestreben passt, „die aktuelle Interpretation der autochthonen Rebsorten zu schaffen“. In diesem Fall steht auch nicht der austere, maskulin konnotierte, Tannat im Mittelpunkt. Mit insgesamt 30% Anteil an der Cuvée fungieren die beiden Cabernets (Franc und Sauvignon) als Frischzellenkur für den langlebigen Tannat, der aber auch braucht, um mit seinem Gerbstoff auf Touren – sprich: Zugänglichkeit – zu kommen.

„Constance“ ist das Gegenteil davon. Denn zusammen mit der regionalen Sorte Pinenc, einer weiteren Verbeugung vor dem lokalen Rebbestand, sorgen die drei „Gewürze“ dieses fein abgestimmten Blends für ein gänzlich anderes Gesicht des Tannats. Der Schriftzug auf dem Korken „Vignobles du Sud-Ouest“ gibt dabei bereits die Stilrichtung vor: Wilder Thymian und Beifuß ragen aus der gemeinhin als „Garrigue“ bezeichneten Kräutermischung heraus. Malabar-Pfeffer bringt noch eine Würzung aus der Ferne in das Duftbild ein, ehe kräftige Striche in dunklen Farben diesen Eindruck übermalen: Heidelbeere und Dörrpflaumen (wer es frankophil mag, wird an die Pruneaux d’Agen denken) sind dann zu riechen. Im Mund lässt diese geballte Frucht-Kraft aber den roten, säuerlichen Eindrücken den Vortritt. Sauerkirsche breitet sich mit intensiven herben Noten und Frische aus, ehe ein fleischig-würziger Geschmack von Fenchelsalami das Finale ankündigt. In ihm spielt der Pfeffer wieder eine Rolle; er scheint der attraktive Rest des „aufgedröselten“ Gerbstoffs des Tannats zu sein. In einem säuerlichen Akkord bricht sich final dann wie die rollende Gischt eine Welle der Garrigue-Noten ganz hinten am Gaumensegel. Die Konsequenz ist für Gourmets klar, wenn sie auch nur in einem Falle auch in den Sud-Ouest führt: Lamm untermalt der „Constance“ 2021 kongenial, vor allem geschmorte Schulter. Der zweite Tipp fürs Pairing wäre aber eine intensive Pasta – entweder mit Enten-Orangen-Sugo oder auch hier mit einem ragù d’agnello. Wobei dieses Lamm-Sugo ja fast schon so heißt wie der Heros d’Artagnan!

Ab sofort bis 2031+.