Typisch Gascogne: einer für alle!
Keine gute Fee stand Pate bei diesem Wein, sondern der Glaube an die Zukunft: Denn das Okzitanische – die „langue d’Oc“, die auch der Region den Namen gab – bezeichnet mit „La Fé“ das hochsprachliche „Foi“ (= Glaube). So nannten man den Hang, auf dem die Trauben dieses Rotweins wachsen, nachdem die Siedlung in der Ebene im 18. Jahrhundert niedergebrannt wurde, um der dort herrschenden Pest ein Ende zu bereiten. Mit Glauben und Mut wurde Viella damals neu errichtet. Doch der Name der Einzellage „La Fé“ mag auch als Symbol für das Festhalten am Tannat, den Glauben an die alte Rebsorte im Département Gers stehen. Davon war schon der viel zu früh verstorbene Didier Barré überzeugt, der international mit den Weinen des 1850 gegründeten Weinguts Berthoumiet für Aufsehen sorgte. Sein Vermächtnis ist aber bei den Schwestern Schwestern Claire und Marion Bortolussi in besten Händen. Auch sie geben der Sorte mit dem hohen Resveratrol-Gehalt, einem nachgewiesen Herz-stärkenden Stoff, breiten Raum in ihrem zu 85 % auf roten Trauben basierenden Sortiment.
Wie sehr man dem Zusammenspiel von Sorte und dem kalkig-lehmigen Boden der Einzellage vertraut, zeigt auch der Zusatz „sans soufre“. Madiran ungeschwefelt auf die Flasche zu bringen, ist ein Wagnis, dass nur bei absolut gesundem Rebmaterial gelingen kann. Mit Selbstbewusstsein hat man aber auch die kellertechnischen Maximen weitergeführt, die vor allem Mikrooxidation setzen. Der laufende, aber minimale Sauerstoff-Eintrag macht die notorisch Gerbstoff-reiche Rebsorte zugänglicher, was allen jenen „Kennern“ gesagt sein, die bei Madiran immer noch automatisch an „Tanninmonster“ denken. Denn zuerst ist da einmal satter Kirsch-Duft, der an getrocknetes Fruchtfleisch erinnert. Herbe Früchte gesellen sich dazu. Wildpreiselbeeren, mit dem Gerbstoff der frischen Variante, nicht dem lieblichen Kompott. Alle Freunde von „old school“-Rotweinen, für die „samtig“ das Epitheton ornans darstellte, werden den „La Fé“ feiern! Das steht mit dem ersten Schluck fest. Denn die Kräuterwürze von Lorbeer, Tapenade und Thymian zeigt sich bei diesem Rotwein erst spät. Und noch recht dezent. Damit bestätigt der 2020er-Madiran trotz des modernen Stils der Schwestern Bortolussi eine alte Beobachtung aus diesem Anbaugebiet: Noch in zehn Jahren wird man hier neue Facetten entdecken. Denn dann rückt die aktuell „schlafende“ Würze in den Vordergrund. Die finale Paprika-Note und ein Geschmack nach Sauerkirsche zeigen die verschwenderische Lebenskraft dieses Weines.
Ab sofort bis 2036.
Länge und Kraft prägen Berthoumieus Tannat „La Fé“, der aber alles andere als ein „Tanninmonster“ ist. Ein Garant für lange Lebensdauer und Trinkerlebnisse.