FR-BIO-01
Cèdres Viognier zeigt dem Condrieu die Rücklichter
Mit seinem „Le Cèdre Rouge“ lehrte Pascal Verhaeghe der Konkurrenz aus Bordeaux das Fürchten. Und sein „Le Cèdre Blanc“, dem am Markt kaum existenten, da nur in homöopathischen Mengen produzierten „Landwein“, lässt die Winzer aus dem Condrieu aufhorchen. Die Trauben des reinsortigen Viognier stammten von 15- bis 30-jährigen Reben. Acht Monate lang verbringt er seinen Ausbau im Keller, in neuen 500-Liter-Fässern aus Frankreich. Wer die superkonzentrierte, von Honigwaben und reifem Steinobst bestückten Condrieu mit ihrer öligen Konsistenz als zu sättigend empfindet, wird hier schnell merken, dass die Charakteristika nur vermeintlich rebsortentypisch sind. Es geht auch anders, wenn man den Reifezeitpunkt nicht bis zum Maximum ausreizt. Verhaeghes „Le Cèdre Blanc“ zeigt sich im Jahrgang 2022 höchst brillant und aufgeräumt im Bouquet. Wir haben hier keine hefigen Ausbaunoten, sondern eine klare Frucht im Glas, die uns an frischen Saft von gelben Pflaumen, Äpfeln und Birnen erinnert. Eine floral-duftige Komponente schwebt darüber. Mit etwas mehr Luftkontakt entfalten sich dann auch weitere Aromen nach Cantaloupe-Melonen und Anis.
Der Gaumen ist wunderbar füllig, ein horizontaler Wein werkelt hier, also einer, der sich am Gaumen ausbreitet. Im Antrunk erinnert er zunächst an einen klassischen Chardonnay aus Burgund, wie er vor der heutigen Mode mit schneidender Säure und Reduktionsnoten üblich war. Der „Le Cèdre Blanc“ ist generös, dezent cremig und eher mineralisch als fruchtig. Ein Hauch gelbe Melone, etwas zerlassene Butter und grüne Birnen deuten sich leise an. Diese weiche Textur ist die pure Wohltat, zumal der Viognier im Nachhall nochmals an grip gewinnt und eher schlank mit salzigem Einschlag ausklingt. Er belegt den Gaumen nicht, sondern hinterlässt den Eindruck von Frische, was trotz des warmen Jahrgangs wohl auch daran liegt, dass auf Cèdre neue Wege erprobt werden um der Trockenheit zu strotzen. So haben Pascal und seine beiden Söhne – neben vielen anderen Kniffen – ihr Laubmanagement intensiviert, noch mehr Blätter belassen, die im warmen Sommer die Trauben vor Sonnenbrand schützten.
Wer diesen Wein nicht als vielfältigen Speisenbegleiter nutzt, verpasst aber eine bedeutende Eigenschaft dieses Weins. Er schreit geradezu nach exotischen Gewürzen und aromenintensiver Küche mit leichter Schärfe. Zwischen asiatischer und persischer Kochkunst verortet, empfehlen wir ihn zu in gelbem Curry geschmortem St. Pierre mit Cashew-Nüssen, Safran-Reis mit Cranberries, gebratenem Brokkoli mit Kokos- Chili-Sud, Hühnchen-Tajine oder Lamm mit Couscous und getrockneten Aprikosen.
Ein grandioser Viognier, den wir so nur von Châteu du Cèdre kennen – und den Sie, falls noch nicht geschehen, auch unbedingt kennenlernen sollten.
Ab sofort ein Genuss und sicherlich bis 2033+.
„Le Cèdre Blanc“: Reinsortiger Viognier, wie er nur von Château du Cèdre produziert wird. Einer der emblematischen Weißwein-Grand-Crus aus Südfrankreich.