Ein Prachtexemplar und Antwort auf die Frage, warum die Süßweine aus Jurançon weltweit so gefragt sind.
92 Punke – Wine Enhtusiast
Auch wenn Lionel Osmin angetreten ist, um trockene Weißweine in der Süßwein-Region Jurançon zu erzeugen, sind ihm die Traditionen im tiefen Südwesten Frankreichs nicht gleichgültig: Lange Zeit stammten die besten Weine von edelfaulen Trauben, die auf spektakulär liegenden Terrassenweinbergen am Fuße der Pyrenäen in rund 600 bis 1000 Metern Höhe heranreiften. Noch heute genießen Jurançon moelleux einen hervorragenden Ruf, die meistens aus den Rebsorten Petit Manseng und Gros Manseng gewonnen werden und die im Sud Ouest eine ganz eigene Stilistik hervorbringen mit ausgeprägter Frische – was an den exponierten Höhenlagen und auch den von Natur aus säurestarken Rebsorten liegt. Manseng soll sich vom lateinischen Mansus ableiten, das sich auf imposante Bauten wie Herrenhäuser bezieht, dadurch sollte wohl die Noblesse und Wertigkeit der Rebsorte unterstrichen werden. Im Clos Cancaillaü in Cuqueron, einem nach Süden ausgerichteten Weinberg mit den Gebirgszügen der Pyrenäen im Hintergrund, wurzeln die Reben auf mühsam geschaffenen Terrassen auf einem Boden aus Lehm und Kalkstein. Clos Cancaillaü zählt zu den privilegiertesten Lagen im Jurançon: Im kühlen Klima mit maritimen Einflüssen entwickeln die Trauben Frische und eine pure Frucht-Aromatik, gleichzeitig sorgen im Herbst warme Südwinde aus Spanien für hohe Zuckerwerte und Konzentration: Perfekte Bedingungen für die Erzeugung von ausdrucksstarken Süßweinen. Spät im Oktober konnte das Lese-Team vollreife Trauben ohne Botrytis ernten, die langsam und sanft gepresst wurden, um einen puren Saft und klaren Fruchtausdruck zu bekommen. Für den „Le dernière carée“ wurden 60 % Petit Manseng und 40 % Gros Manseng miteinander liiert, er reifte 18 Monate auf der Feinhefe im Edelstahl, ein kleiner Anteil auch im Holzfass. Leuchtet im Glas in sattem, brillantem Gold. Duftet vornehm nach Akazienhonig, gebackenem Pfirsich, Mango, Maracuja, Ananas, Papaya, Bananenschale, Aprikosengelee und englischer Marmelade mit Pfefferminze. Aber auch ein Kontrast mit Salbei, weißem Trüffel und Grüntee sorgt für zusätzlichen Reiz. Am Gaumen mit delikater Fruchtsüße und straffen Säure-Zug, die sich bestens verstehen. Nicht pappig und klebrig, sehr saftig und vollmundig, weiche Textur, honigsüße Aprikose, Mango, Karamell, kandierter Ingwer, behält seine Eleganz. Großartige Säureader, die nach vorne strebt und auch Länge schafft. Im aparten Finish zunehmend würzig, Pfeffer, Ingwer und Piment, auch reife Zitrusfrucht, weiße Grapefruit. Aristokratisch, nobel, beschwingt. So bereitet auch die süße Seite des Jurançon viel Vergnügen, die weit über Frankreichs Südwesten hinaus nachgefragt wird: Jurançon moelleux gelten weltweit als die besten Weinwerte im Süßwein-Segment.
Lässt sich durch seine Frische schon gut genießen, hat aber auch sicheres Potenzial für rund 15 Jahre.
Der Süßwein „Le dernière carée“ von Lionel Osmin aus dem Jahr 2016 präsentiert sich aristokratisch, nobel und beschwingt mit hervorragender Balance.