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Der Ausnahme-Sangiovese geht in die sechste Runde!
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Wenn man von Anfang an die Entwicklung einer jungen Künstlerin, Musikerin und auch Weinmacherin verfolgt hat, dann entwickelt man eine besondere Beziehung zu ihr und ihren Werken und kann kaum abwarten, bis etwas Neues von ihr erscheint. So ergeht es uns mit den Weinen von Chiara Condello und ihrer Mitstreiterin Alessandra Fiorini. Die beiden haben mit dem ersten „Le Lucciole“ ein Ausrufezeichen in der Weinwelt gesetzt und mit den Nachfolgejahrgängen immer noch eines hinterher. Bei VINOUS hat ihr 2018er-Jahrgang (94 Punkte) den ersten Platz unter allen Sangioveses der Romagna belegt, den Nachfolger von 2019 bezeichnete Eric Guido als „klassischste und eleganteste Interpretation“ des „Lucciole“, die er bis dato habe verkosten können. Fast müßig anzumerken, dass die italienische Sommeliervereinigung AIS Chiaras Riserva als Referenzwein führt. „Le Lucciole“, zu Deutsch „der Leuchtkäfer“, ist ein Wein aus Predappio, jenem Ort am Rande des Apennin, in dem vor Jahrhunderten schon reinsortiger Sangiovese erzeugt wurde und der die ältesten Sangiovese-Klone Italiens beherbergt, was den Rückschluss zulässt, dass man dort möglicherweise dem Ursprung der Rebsorte ganz nahe ist. Das Interessante ist nun, dass dieser Ort nicht etwa in der Toskana liegt, sondern auf der anderen Seite des Gebirges, und zwar in der Romagna. Die junge Winzerin Chiara Condello hat dort mit ihrer aus Süditalien stammenden Familie das Weingut Condé aufgebaut – nicht zuletzt weil man wusste, dass Predappio das Zeug besitzt, großen Sangiovese zu erzeugen. Nur hatte das lange keiner mehr gemacht. Das Potential liegt nicht nur in den idealen klimatischen Bedingungen der recht hoch gelegenen Weinberge im Spannungsfeld von Adria und Apennin. Besagtes Potenzial liegt vor allem in einer besonderen Bodenformation, spungone genannt. Diese Bodenformation liefert Kalk und Fossilien, zudem Gips, Sandsteinverwitterung und Ton. Daraus resultiert im Wein ein mineralisches Gerüst mit einer Spannung, die bemerkenswert ist. Chiara interpretiert den Boden und die Rebsorte in einer Art, die aus ihrer Leidenschaft für große Burgunderweine entstanden ist. Ihre freie Zeit verbringt sie gerne bei Freunden und Kollegen im Burgund. Besonders angetan hat es ihr eine spezielle Appellation: „Was ich suche: einen Morey Saint Denis in der Romagna“. Und genau davon künden ihre Weine nun seit fünf Jahren.
Während der 2015er Jahrgang eher kühl und zu Beginn vom Tannin geprägt war, der 2016er sich überaus sinnlich und ganz klassisch zeigte, der 2017er eine deutlich dunkelfruchtigere und etwas wärmere Komponente des heißen Sommers wegens aufwies, der 2018er so etwas wie die Quintessenz der Vorgänger war, 2019 sich wiederum balanciert und sinnlich zeigte, scheint der 2020er die Jahrgänge 2016 und 2019 zu kombinieren („Die Qualität des Lichts war 2020 außergewöhnlich, die Weine sind unglaublich reich an Energie“, erklärt Chiara). Einem ersten kälteren Teil des Winters folgten ein milder Februar sowie ein März mit vielen Sonnentagen (kein Frost weit und breit!), was für einen sehr frühen Austrieb Mitte des Montas sorgte. Frühling und Sommer waren dann auch sowohl in Bezug auf die Temperaturen als auch auf die Niederschlagsmenge sehr ausgeglichen. Im Sommer gab es keinerlei außergewöhnliche Hitzeperioden (wohl aber immer wieder erhebliche Temperaturschwankungen), vereinzelt ein paar Tage Regen, der im Juli und Anfang August fiel. Der frühe Beginn der Saison hat zu einer frühen Lese geführt, die am 11. September abgeschlossen werden konnte.
Chiaras jüngster „Le Lucciole“ verbindet in der Nase eine Mischung aus Tabak, Kalk und Grafit, Kirschen und Kirschkernen, etwas Blattwerk und Unterholz, trockenen Kräutern und einen Oberton aus Veilchen und Rosen mit Johannisbeeren und Granatapfelsaft. Am Gaumen wirkt der Sangiovese elegant und seidig mit einem klaren, feinkörnigen und geschliffenen Tannin und einer saftigen, teils kernigen Frucht. Der spungone sorgt für die angesprochene lebendige Mineralität, der lange Ausbau in slawonischer Eiche für das Mehr an Substanz und Struktur. All das wirkt schon beeindruckend balanciert, auch wenn der Wein gerade erst am Anfang seiner Entwicklung steht. Er hat etwas „Hochtöniges“ durch die Energie, die salzige Mineralität und Saftigkeit. Chiaras Sangiovese-Riserva ist wieder einmal ein großes, recht einmaliges Erlebnis und Vergnügen!
„Le Lucciole“ erreicht seine Trinkreife ca. 2025 und sollte vorher karaffiert werden. Potenzial bis ca. 2038.
Chiara Condello gilt als eine der talentiertesten Weinmacherinnen Italiens, was der mittlerweile fünfte Jahrgang des „Le Lucciole“ aufs Schönste bestätigt.