Ein wunderbar elegant-mineralischer Barolo aus einer sagenumwobenen Lage – der „Margheria“ ist ein großer Genuss. 96 Pun
Wie viele Winzerfamilien haben sie auch bei Massolino zu ihren Toplagen ganz spezielle Beziehungen. In der Regel sind die Crus recht klein und werden oft seit Jahrzehnten bewirtschaftet. Man weiß also um die Eigenarten, die Stärken und Schwächen der Rebstücke, sie werden mehr oder weniger zu Familienmitgliedern. Zu „Margheria“ pflegen die Massolinos jedoch eine ganz besonders enge Beziehung. Das hat sicherlich damit zu tun, dass sie die Lage bereits seit etwa 70 Jahren besitzen. Sie habe – so meinen die sympathischen Winzer aus Serralunga – eine geradezu „historische" Bedeutung für das Weingut. Das hänge auch damit zusammen, dass die Weine aus dieser 1,5 Hektar großen Lage stets perfekte Beispiele für die Vereinigung von Mineralität und Eleganz seien. Zwei Eigenschaften, die sie bei Massolino sehr hoch schätzen – weshalb wir die Traditionalisten und Qualitätsfanatiker wiederum sehr schätzen! Im Vergleich zu anderen Top-Crus der Familie findet sich im 280 Meter hoch gelegenen „Margheria“-Weinberg ein etwas ausgeprägterer Anteil an Sand. Dieser sorgt – im Gegensatz beispielsweise zum sonst eher anzutreffenden Lehm – für eine Extraportion Eleganz. Die von Hand gelesenen Trauben der im Schnitt etwa 40 Jahre alten Reben werden in großen Holzfässern bei etwa 30 Grad Celsius vergoren, also mit gezügelter Temperaturkontrolle. Bei der anschließenden Reifung wird komplett auf Barriques verzichtet, sie würden den reinen Ausdrucks des Terroir und der fantastischen Nebbiolo- Trauben zu sehr beeinflussen. Stattdessen lagert der junge Wein etwa zweieinhalb Jahre in großen slawonischen Eichenfässern und dann noch einmal ein Jahr auf der Flasche, bevor er freigegeben wird. Der „Margheria“ ist – typisch Nebbiolo – von einem etwas helleren, leicht transparenten Kirschrot. Im Duft dann unheimlich viel delikate Würze, süße Kirsche, etwas Pflaume, Rosenblatt, aber auch Minze, eine Spur Lakritz, heller Tabak sowie Graphit – aber vor allem eine wunderbare Kalkmineralität. Am Gaumen sind die extrem dicht gewobenen Gerbstoffe herrlich kraftvoll und geschliffen, die Säure ist präsent und verleiht dem Wein eine herrliche Frische. Nach und nach entfalten sich rote Früchte mit Schlehe und Kirsche, dazu prägnante Kräuterwürze und ganz viel mineralischer Zug, am Schluss noch ein Hauch Schokolade. Das ist die Synthese aus satter, tiefer Mineralität, Kraft und Eleganz. Ein Beispiel für einen perfekten Barolo – der in seiner feinsinnigen Art auch Burgunderfans begeistern wird. Großer Stoff!
Ideal wohl ab 2027 (davor sollte man zur Karaffe greifen) und dann sicherlich auch noch weitere 20 Jahre.
Der 2019er „Margheria“ DOCG Barolo, rosso von Massolino ist der Inbegriff eines auf Eleganz und Mineralität ausgerichteten Barolo – ein Meisterwerk.