Antoniolo
„Bricco Lorella“ DOC Coste de la Sesia, rosato 2023

Nebbiolo für einen herrlich charakterstarken und seriösen Rosato!

Wenn es Signale und Symbole dafür gibt, was in der von Massenabfüllungen gefluteten globalen Weinwirtschaft verkehrt läuft, dann lässt sich an den Abermillionen Flaschen gesichtsloser und banaler Rosé-Weine aufzeigen, die wie eine billige Parodie dieser Weinkategorie wirken. Dass es ganz anders geht und dass Rosé mit einem eigenständigen Profil eine Bereicherung sein kann, zeigt der „Bricco Lorella“ der azienda vitivinicola Antoniolo. Das liegt zum einen daran, dass der rosato aus Nebbiolo gewonnen wird, der wichtigsten Rebsorte in Gattinara, der nördlichsten Appellation im Piemont. Nebbiolo gilt als noble und auch eigenwillige Rebe, die sich unter kundigen Händen bestens zur Erzeugung von Charakterweinen eignet.
Zum anderen aber auch an der sorgfältigen, organischen Arbeit in den Weinbergen und im Keller, für die das Weingut bekannt ist. Die Trauben stammen aus den Weinbergen Borelle und Valferana, benannt ist der Rosé nach Lorella, der Enkelin des Weingutgründers Mario Antoniolo. Die Beeren wurden leicht gepresst, bevor eine kurze Schalenmazeration von drei Stunden erfolgte. Die Gärung dauerte 21 Tage, gefolgt von einem dreimonatigen Hefelager, bevor der Wein gefüllt wurde. In der Farbe ein kräftiges Apricot, im Duft Veilchen und Rosenblätter, Nektarinen, Erdbeere und Waldhimbeere, auch Mirabelle und Sahne; zeigt auch würzige, kräutrige und florale Noten, Tomatenrispe, ein Hauch Schinkenspeck, Salbeiblatt.

Am Gaumen für einen Rosé recht intensiv auf weichem Fond, saftig, würzig und auch mit einem gewissen Druck und Schub, wirkt trocken mit reifer, perfekt eingewobener Säure, etwas Hagebutte und auch Schlehe neben Himbeer-fruchtigen Noten, sehr klar und auch kristallin im Ausdruck, phenolische Pixel und – ganz typisch für Nebbiolo – mit merklichen, dabei kultivierten Gerbstoffen. So ergibt sich ein reizvolles Wechselspiel von weichen, cremigen und leicht herben, kantigen Elementen. Auch im Finish wieder würzig mit Schattenmorellen und Grapefruit, sogar leicht mineralisch, ein paar Salzflocken als Topping, eine sehr eigenständige und gelungene Interpretation eines Rosato: „Bricco Lorella“ liegt von seinem Wesen her näher an einem Rot- als an einem Weißwein. Eine Rarität aus Gattinara mit gutem Profil und viel Charakter!

Ab sofort bis sicherlich 2027.