Großartige Riserva und ein herrlich filigraner Nebbiolo: Antoniolo, Gattinara at ist best! 95 Punkte – JAMES SUCKLING
Das Weingut Antoniolo, 1948 gegründet, war seiner Konkurrenz schon immer einen Schritt voraus: Es war der erste Erzeuger, der Cru-Weine in der kleinen Appellation Gattinara im Alto Piemonto in Flaschen füllte, die in den Ausläufern der Alpen, eine gute Autostunde nördlich von Barolo und Barbaresco liegt. Die Geschwister Alberto und Lorella Antoniolo führen die von Mario Antoniolo gegründete azienda vitivinicola. Ihr weitsichtig agierender Großvater ging damit ein gewaltiges Risiko ein, der Weinbau lag nach der Reblaus-Katastrophe und zwei Weltkriegen am Boden, kaum jemand glaubte an eine Zukunft als Winzer. Viele Bewohner verließen das Alto Piemonte und zogen in die Metropolen Turin und Mailand, wo vor allem die Autoindustrie lukrative Jobs bot. Ohne Charaktere wie Mario Antoniolo wäre Gattinara, einstige Hochburg des Nebbiolo, wohl von der Weinlandkarte verschwunden. Heute kultiviert das Geschwisterpaar 14 Hektar Rebfläche nach organischen Kriterien, die sich auf die fünf Weinberge Osso San Grato, San Francesco, Castelle, Borelle und Valferana verteilen. In Gattinara wächst der Nebbiolo auf Böden aus Vulkanverwitterungsgestein und Sand, die sich deutlich von den im Süden des Piemonts dominierenden schweren Kalk-und Kreideböden unterscheiden.
Die Riserva „Antoniolo“ ist der wichtigste Wein des Hauses und eine Referenz für die ganze Appellation, die Trauben stammen von beinahe 60 Jahre alten Reben aus den Lagen Osso San Grato, San Francesco und Castelle. Sie wurden für rund 20 Tage im Zementtank vergoren, danach über 36 Monate in Fässern aus slawonischer und französischer Eiche ausgebaut. Danach reifte die Riserva noch ein weiteres Jahr auf der Flasche. Strahlendes Kirschrot in der Farbe. Kühle Eleganz zeigt sich schon im ersten Duft, Kirsche, Zwetschge, Schlehe, Granatapfel und auch Sauerkirsche, getrocknete Kräuter wie Thymian, Fichtennadeln, Schwarztee, heller Tabak, ein Hauch Marzipan, auch Waldboden, Rauch und Speck. Am Gaumen mit weicher, samtiger Textur, auf der sich gute Substanz entwickelt, durchzogen von einem raffinierten, superben Säurebogen. Merklicher Mantel von engmaschigem Tannin, das noch einige Reserven birgt und für eine Spur aparter Rustikalität sorgt, die Nebbiolo so reizvoll machen kann. Kirsche, Zwetschge und Granatapfel werden von einer Prise schwarzem Pfeffer gewürzt. Nobles, samtiges Finale, in der die Säure den letzten filigranen Akkord setzt. Ein Nebbiolo, der Substanz, gut dosierte Kraft mit kühler Noblesse und Charme verbindet. Eine hochattraktive Riserva zu einem mehr als fairen Preis: Da muss sogar mancher hochdotierte Barbaresco und Barolo passen!
Nach ein bis zwei Stunden in der Karaffe schon ein veritabler Genussgarant, mit Potenzial bis 2039+.
Die Riserva „Antoniolo“ aus dem Jahr 2019 von Antoniolo verbindet Substanz, gut dosierte Kraft mit kühler Noblesse und Charme. Hochattraktiver Nebbiolo!