Ob sie „Ruchet“, „Rouché“ oder „Ruchè“ genannt wird: Diese Rebsorte ist absolut erstaunlich!
In der Antica Casa Vinicola Scarpa gibt es nicht nur die typischen piemontesischen Rebsorten wie Dolcetto, Barbera, Nebbiolo oder Moscato. Es gibt auch Timorasso, Pelaverga, Freisa und in diesem Fall Rouchet. Diese Rebsorte taucht im Piemont unter verschiedenen ähnlichen Namen auf. Zum Beispiel als Ruchè in „Ruchè di Castagnole Monferrato DOCG“ oder als Rochè oder Rouché. Es handelt sich immer um die gleiche seltene Rebsorte, die im Piemont noch bzw. wieder auf 100 Hektar vorkommt und deren Eltern die Malvasia Aromatica di Parma und die Croatina sind. Von beiden hat sie wesentliche Eigenschaften übernommen. Von der Malvasia den Duft nach Veilchen und Rosen und von der Croatina, die oft auch Bonarda genannt wird, die kräftigen Tannine. Zusammen ergeben sie einen erstaunlichen Individualisten. Eine Theorie besagt, dass der Rouchet im 18. Jahrhundert aus dem Burgund den Weg ins Piemont fand, wo er sich sehr wohl fühlte, sich aber nie gegen die Platzhirsche Nebbiolo und Barbera durchsetzen konnte. Die Konkurrenz war so groß, dass die Sorte zwischenzeitlich ganz auszusterben drohte - wie so viele andere piemontesische Rebsorten auch. Einige mutige Winzer sorgten für ihren Erhalt. So auch das der piemontesischen Tradition sehr verbundene Haus Scarpa.
Der 2020er-Rouchet ist ein außergewöhnlicher Wein. Er zeigt, dass die eher früh reifende Sorte ein enormes Potenzial hat, denn sie bietet eine vielleicht einzigartige Kombination aus seidigen Tanninen, feiner Säure und fantastischen Blütenaromen. Keine zweite Rotweinsorte, so weit würden wir gehen, kann das so spektakulär, geschweige denn so elegant. Die Trauben stammen aus den Poderi Bricchi, dem wichtigsten Weinberg des Gutes. Er liegt zwischen Castel Roccheto und Aqui Terme. Es ist ein Hügel, umgeben von den Wäldern des Alto Monferrato und Lavendelfeldern. Die vier Parzellen von Rouchet befinden sich auf einer Höhe von 350 m und sind nach Südwesten und Südosten ausgerichtet. Der Boden besteht aus zersetztem Sandstein, Sand und Lehm. Die Trauben wurden am 10. September 2020 von Hand gelesen, entrappt und zwölf Tage auf der Maische vergoren. Die malolaktische Gärung und der zwanzigmonatige Ausbau erfolgten in Edelstahlbehältern.
Der rubin- bis ziegelrote Rouchet duftet nach Rosen, Iris, Veilchen und Geranie in Kombination mit Muskat, Pfeffer und etwas Nelke. Der blumige Duft, der immer fein und präzise bleibt und nie aufdringlich wird, lässt die Frucht eher im Hintergrund stehen. Sie erinnert subtil an Kirschen und Blutorangen. Am Gaumen treten die floralen Noten dezent zurück, dafür wird es würziger, mit Noten von Lakritz, etwas Nelke und Muskat, begleitet von reifen Kirschen. Der „Monferrato Rosso“ besitzt eine klare Struktur, die von prägnanten, aber feinen Tanninen und einer lebendigen, ebenso feinen Säure gebildet wird. Der Wein ist kraftvoll und erdig, aber dennoch verspielt. Bei diesem Genuss fragt man sich immer wieder, wie eine so individuelle und hochwertige Sorte an den Rand des Aussterbens gebracht werden konnte. Das sollten wir verhindern und mehr Rouchet probieren! Zum Beispiel auch zu Pilzragout, Blauschimmelkäse oder Biryani mit Hühnchen.
Ab sofort und bis sicherlich 2036.
Scarpas „Rouchet“ von 2019 mit dem DOC-Siegel Monferrato Rosso ist ein delikates Rotwein-Unikat aus der ultraseltenen Rebsorten Ruché. Unbedingt probieren!