Ricasoli gibt uns eine höchstlebendige Chianti-Übersicht! 97+ Punkte – PARKER | 96 Punkte – SUCKLING & WINE SPECTATOR
In Ricasolis wunderbar-lebendigem „Roncicone“ finden wir die ganze Tradition des Chianti in nicht-musealer Form, also springlebendig vor. Diese seltsame, uns verwundernde Dualität von Moderne und ewiger Vorgeschichte dieser Weine findet in dieser Gran Selezione aus dem Chianti Classico von 2021 ein perfektes Abbild. Wir können uns ohne Mühe an die Geburt des heutigen Chiantis erinnern lassen (ein großer Vorfahre Francesco Ricasolis, Bettino hatte im 19. Jahrhundert alle Grundlagenforschung betrieben, die noch heute dieses Weinbaugebiet bestimmt). Der Roncicone kann uns aber auch von den Leistungen des heutigen Familienoberhauptes erzählen: der langen Suche nach der perfekten Kombination von Sangiovese-Klon, Pflanzdichte und Reberziehung für jede einzelne Lage des Gutes; von der selbstverständlichen Bereitwilligkeit moderne Kellertechniken anzuwenden, ohne diese so wichtige Rebsorte hinter der Technik zu verstecken – im Blick ständig einen Prototypen, ein Ideal: so soll ein Chianti schmecken, auf dass Liebhaber in aller Welt ihn sich allabendlich einschenken. Ganz klar: Nach Handlese und Selektion mit scharfen Sinnen muss im Keller dann nur mit einfachen Methoden vinifiziert werden. Bei streng kontrollierter Temperatur (24 bis 27 °C) und täglichem Runterstoßen des Tresterhutes wird für 14 bis 16 Tage vergoren. Für 22 Monate kommt der Wein in zu 30 % neue 500-Liter-tonneaux (70 % Zweitbelegung). Alles Weitere wäre zu viel, denn die eigentliche Arbeit haben die Reben selbst erbracht (sie stehen, 1998-2000 gepflanzt, auf Böden mit Meeresablagerungen, Sanddepots, Lehm, gerundeten Steinen auf 320 Metern Höhe, die Hänge neigen sich hier nach Südosten).
Im Glas herrscht also Leben. Der düstere Granat gibt bei geringer Bewegung im Gegenlicht seinen Sangiovese-Rubin preis und mit eben dieser Bewegung kommen uns auch schon Würze (Espresso, Graphit, Pfeffer, Salbei, Toast, Leder, Erde, Rauch, Kakao, Veilchen, Tomatenlaub, Nelke, Zigarrenkiste) und Frucht (rote Kirsche, Erdbeere, Pflaume, schwarze Johannisbeere) entgegen. Die Wechselwirkungen dieser Aromen untereinander ist schon ein Schauspiel für sich: wenn die Frucht wach wird, nehmen auch grüne Aromen zu; wenn der Wein das richtige Quantum Luft hatte, bildet sich aus Fruchtwärme und Würze der Eindruck, man habe eine Tasse heißer Schokolade vor sich. Spannend. Auf unseren Zungen setzt sich Lebendigkeit fort: eine Säure-Süße-Balance wirkt durch Bewegung im Mund fast aufgeregt, flimmert; beleuchtet die ganze Aromenwelt aufs Neue völlig anders. Die 14 Vol.-% Alkohol haben bei diesem Geschehen nur in Begleitung eines sanften Tannin-Teppichs überhaupt eine Wirkung. Wirkliche Wärme lässt der „Roncicone“ nicht aufkommen. Bei so viel Lebenslust können wir nur zufrieden und zurückgelehnt in uns hineinlächeln – herrlich!
Ab sofort bis mindestens 2040+.
Springlebendige Aromen und Säure tanzen auf in Ricasolis Gran Selezione „Roncicone“ aus dem Chianti Classico von 2021. Herrlich!