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Barone Ricasoli - Gaiole in Chianti - Toskana

„Macht Euch bereit: die Super-Italiener kommen!“ – James Suckling

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Winzer*in
Francesco Ricasoli Oenologe Carlo Ferrini
Region
Toskana
Rebfläche
235 Hektar
Rebsorten
Sangiovese, Merlot, Cabernet Sauvignon, Colorino
Beste Lagen
Colledilà, CeniPrimo, Roncicone
Zusammenarbeit
seit 2012
Historie
Seit 1114 betreibt die Adelsfamilie Ricasoli Weinbau

Die Ankunft auf dem Weingut: Jeder Mauer, jeder Ziegel, jeder Quadratmeter Boden atmet Geschichte. Schließt man für einen Moment die Augen, vermeint man das Klirren von Schwertern, das Wiehern von Schlachtrössern, den Gefechtslärm eines mittelalterlichen Scharmützels zu hören. Angesichts des zu einer wahren Trutzburg ausgebauten Schlosses mit seinen schier uneinnehmbaren, mächtigen Bastionen und jäh aufragenden Festungswällen, scheint die Vergangenheit zum Greifen nah – wechselvolle kriegerische toskanische Geschichte: guelfisches Florenz gegen den ghibellinischen Erbfeind Siena.

Im Hier und Jetzt: welch eine Idylle! Heute thront das Castello di Brolio friedlich und verträumt auf einem malerischen Hügel in den Chianti-Bergen, umgeben von Weingärten, Olivenhainen und Zypressen, und die untergehende Sonne taucht den eleganten, im Renaissance-Stil erbauten Wohntrakt der Burg in leuchtendes Terracotta-Rot. Hinter diesem toskanischen Postkartenidyll verbirgt sich das traditionsreichste Weingut im Chianti: Barone Ricasoli und das legendäre Castello di Brolio, gelegentlich als „Château Lafite Italiens“ bezeichnet, können auf eine lange Geschichte zurückblicken, sind seit Jahrhunderten mit dem Weinbau und der Region untrennbar verbunden.

Seit 1141 residiert hier das florentinische Adelsgeschlecht derer von Ricasoli und produziert Wein – was Barone Ricasoli zum ältesten Weingut Italiens macht. Bereits Ende des 17. Jahrhunderts wird der Export des „Proto-Chiantis“ nach Amsterdam und London urkundlich erwähnt. Nachdem die Fehden des Mittelalters, die Waffengänge der napoleonischen Kriege und die Schlachten um die Einigung Italiens geschlagen waren (wer es noch etwas genauer wissen will: Die Familie ist langobardischen Ursprungs, und stammt nicht – wie es eine Legende will – von einem salischen Grafen ab), konzentrierten sich die Ricasolis auf dem Castello auf die Landwirtschaft, insbesondere auf die Kultivierung von Reben.

Und sie „erfanden“ dann auch im Alleingang den Chianti: In den späten 1860er-Jahren tüftelte der damalige Schlossherr, der „eiserne Baron“ Bettino Ricasoli, erster Graf von Brolio und zweiter Premierminister des noch jungen geeinten Königreichs Italien, an der optimalen Rebsortenmischung für den seiner Meinung nach identitätsstiftenden, idealtypischen, repräsentativen und charakteristischen Wein der Region: „vino rosso piacevole, frizzante e di pronta beva“ – einen angenehmen, prickelnden (hier wohl eher spritzigen) und trinkfertigen Rotwein: der Chianti! Nach jahrelangen Versuchsreihen legte Bettino 1872 die im Großen und Ganzen bis heute gültige „Chianti-Formel“ (70 Prozent Sangiovese, 15 Prozent Canaiolo und 15 Prozent Malvasia) fest. Geschichte und wirkmächtige Tradition von Brolio könnten auch einem tatkräftigen Charakter zusetzen und ihn in Ehrfurcht erstarren lassen. Nicht so jedoch Ur-Enkel Francesco, 32. Baron von Ricasoli, der – glücklicherweise! – das Weingut 1993 ins Familieneigentum „zurückkaufte“: Es war vorübergehend an einen internationalen Getränkekonzern bzw. ein australisches Weinkonsortium verloren gegangen, unter deren Regime die Qualität (vorsichitg ausgedrückt) nicht oberste Priorität genoss. Nach dem gelungenen Rückhol-Coup (Kauf der Namensrecht, Kündigung der Pachtverträge für diverse Weinberge) konnte man in der Zeitschrift „Wine Today“ über Francesco folgendes lesen: „He has the key to the castle again.“. Und der neue alte Besitzer war fest entschlossen, die „Schlüsselgewalt“ zu nutzen, um das Weingut zu neuer – klassisch-traditioneller – Größe und Glorie zu führen.

Mit Übernahme des Weinguts begann die große Transformation, kein Stein blieb mehr auf dem anderen, und das alte Familienmotto „Rien sans peine“ (übersetzt etwa „Kein Erfolg ohne Anstrengung“) kam wieder zu neuen Ehren. Francesco leitete sofort eine ambitionierte Neustrukturierung ein: Qualität war nun oberstes Gebot und Richtschnur, er modernisierte mit großem Aufwand den Keller, ließ sämtliche Weingärten in unmittelbarer Nähe des Schlosses nach und nach roden und neu auspflanzen, die Pflanzdichte dabei auf bis zu 6600 Rebstöcke pro Hektar deutlich erhöhen, was im Wesentlichen eine intensive Rebwurzelkonkurrenz und damit ein Vordringen in tiefer liegende Gesteinsschichten fördert. Ein wie sich herausstellen sollte äußerst probates Mittel um die Qualität der Weine von Jahrgang zu Jahrgang erheblich, wenn nicht sogar dramatisch zu steigern.

„Francesco Ricasoli verwaltet die Geschicke eines der erfolgreichsten Weingüter im Chianti Classico zu einem der aufregendsten Zeitpunkte seiner langen Weingutsgeschichte.“ – Robert Parker Jr.

Francesco Ricasoli ist ein feinsinniger Mensch mit echter Persönlichkeit, Charakter und Eleganz. Der humanistisch gebildete Ex-Fotograf und Erneuerer des Weinguts verfügt über Humor, ein gehöriges Maß an unternehmerischer Dynamik und eine Extraportion. Mit ihm in seinem kleinen Restaurant im Schatten der Burg zu plaudern, unter alten Bäumen zu sitzen, trotz brütender 40 °C die Sommerhitze nicht zu spüren und dem Gesang der Grillen zu lauschen: magische Momente, ja ganze Nachmittage. Darüber hinaus – Ur-Ahn Bettino lässt grüßen – besitzt Francesco vor allem einen „eisernen“ Willen. Ihm und seinem tatkräftigen Team (darunter Önologe Carlo Ferrini, der das Chianti und seine Weine vermutlich besser kennt als irgendjemand sonst auf der Welt und nicht von ungefähr 2008 vom Wine Enthusiast als „Winemaker of the Year“ ausgezeichnet wird) ist es gelungen eine stilistische Identität, letztlich einen Mythos wieder aufleben zu lassen, der über Jahrhunderte die Geschichte des toskanischen Weinbaus geprägt hat. Ein altes englisches Sprichwort hat sich wieder einmal bewahrheitet: „Cometh the hour, cometh the man“ – der richtige Mann zur richtigen Stunde. Unter der Leitung von Francesco Ricasoli erhob sich Castello di Brolio wie der Phönix aus der Asche: Ein gutes Jahrzehnt, nachdem er beherzt nach dem Schlüssel zur Burg gegriffen hatte, wird das Weingut bereits zu „Italiens Kellerei des Jahres“ gekürt und endlich wieder zu einem der Leitbetriebe im Chianti.

„… ich schaue von den Mauern des Schlosses herab und betrachte dieses Panorama: Ich schließe die Augen und stelle mir ein Renaissance-Gemälde vor. Es ist ein bisschen als wäre man in den Uffizien und dächte über ein Kunstwerk nach, das aus der Zweiheit von Mensch und Natur besteht.“ – Francesco Ricasoli, 32. Baron von Brolio

Die Wahrheit aber liegt, wie so oft im Wein, und das Gute, Schöne, Wahre – uns unserer Meinung nach für Sie, werte Kunden Allerbeste, ist das, was sämtliche Ricasoli-Weine auszeichnet (wir zitieren noch einmal den Baron): „Meine Weine sind keine ermüdenden, hochgezüchteten, barrique- oder alkoholgeschwängerte Verkostungstropfen, sondern höchst animierende Trinkweine mit unverwechselbarer Heimat. Denn wir versuchen die heitere, schöne Landschaft der Toskana und ihre Seele in unseren Weinen einzufangen“.

Und das ist ihm auf geniale Weise gelungen: Ricasoli ist heute wieder ein auf der ganzen Welt bekanntes, ja berühmtes Aushängeschild italienischen Weins! Salute!

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