IT-BIO-006
Foradoris Grand Cru: Teroldego als Fanal!
In jeder Hinsicht ist dieser Wein einzigartig, die Italiener haben dafür das schöne Wort vom „vino eroico“, dem heldenhaften Wein. Denn nach wie vor wachsen die Trauben in Pergola-Ziehung im Trentino. Und entgegen gängiger Annahme ist dieses Aushängeschild der gesamten Region kein Lagenwein, sondern stammt aus drei Parzellen mit mindestens 70-jährigen, in Pergolen erzogenen Reben, von denen die älteste aus dem Jahr 1938 stammt. Für den „Granato“ werden Trauben von vier Hektar Reben, die seit Jahrzehnten keine Chemie mehr gesehen haben, verwendet. Die Parzellen, geprägt von alluvialem Schwemmland, Sand und Kies im Oberboden sowie Kalk, Granit und Porphyrverwitterungsgestein im Unterboden, liefern kleine Beeren, die nach Handlese und Sortierung in großen offenen Holzgärständern spontanvergoren und dann über 15 Monate hinweg in gebrauchten tonneaux ausgebaut werden.
Hier also nahm 1986 die Legende von Elisabetta Foradori ihren Ausgang. Durch den Tod von Vater Roberto musste sie früh Verantwortung übernehmen und das mit einer Sorte, die selbst in Italien zweifelhaften Ruf für dünne Rotweine besaß. Doch im Zeichen des Granatapfels, des wahren Namensgebers dieses Flaggschiffs, setzte sie Schritt um Schritt zu einem echten Kultwein. Die kompromisslose Entscheidung für den biodynamischen Ausbau der Sortenraritäten war der Schlussstein in dieser 35 Jahre währenden Geschichte, die auch dem Teroldego wieder seinen Stellenwert zurückgeben konnte. 70 % macht die Sorte am Weingut aus. Auch der „Granato“ ist damit kein abgehobener Schluck für die Elite, sondern ein Traumwein in Bioqualität!
Überzeugte der Vorgängerjahrgang schon mit feinstem Gerbstoff, Beerenfrucht und „sottobosco“ (dem Unterholzton aus duftig-feuchtem Holz, Steinpilzen und etwas Farnkraut) ist hier alles ins vielfach Elegante (oder Noch-Elegantere) gesteigert. Ein dichter Schleier, der aus Walderdbeeren, myrtilles (wie man sie aus Törtchen der besten Feinbäcker – allesamt MOF („Mellieurs ouvriers de France“ oder Schweizer Spitzenpâtissiers – kennt) und Schlehen, die dem Duft dieses intensiven Weins eine gewisse Kühle und Frische verleihen. Dieser Eindruck wird von balsamischen Menthol- bis Eukalyptusnoten nur noch intensiviert. Was gänzlich fehlt, sind die allzu häufig strapazierend parfümierten Eichenholztöne vieler italienischer Spitzenrotweine, die wohl als Warnschild fungieren sollen: „Betreten verboten!“ und „Jetzt noch 12 Jahre warten!“. Hier und jetzt allerdings erfreuen Samt und Seide den Gaumen, Foradoris Wein gewordenes Oxymoron – anfänglich herb und dunkel (Granatapfel und Espresso in trauter Zweisamkeit vereint), dann immer eleganter und hell-leuchtender, rotfruchtiger (Weichsel und Sauerkirsche, Blutorangen- und Grapefruitzesten). Der Korb dunkler Beeren steht nun auf kühlen Steinen aus deren Ritzen ätherisch-aromatische Kräuter sprießen, die – im Zusammenspiel mit der perfekt proportionierten Säure (ein Feuerwerk!) – der ohnehin schon hinreißend nachhaltigen Mineralität zu einer neuen Tiefendimension verhelfen. Wir ersparen Ihnen und uns das diversen Kollegen so naheliegende wie banale „Granate von Wein“, hoffen, dass Sie sich den Genuss dieses wunderbar ursprünglichen, finessenreichen und noblen Charakterweins nicht versagen und ziehen vor so viel Könnerschaft andächtig und beglückt unseren Hut.
Ab sofort bis 2045+.
Alte Rebstöcke, Pergola-Parzellen und ein legendär dichter, dunkelfruchtiger Teroldego: Foradoris „Granato“ sollte man einmal im Leben getrunken haben!