Foradori
„Sgarzon“ Teroldego Rotaliano IGT Vigneti degli Dolomiti, ro 2021

Erfrischend energetisch und über die Maßen lebendig!

Die Diversität der kleinen Parzellen im „Campo Rotaliano“, der Hochburg der Rebsorte Teroldego am Flüsschen Noce, zeigt man bei Foradori seit dem Jahrgang 2009 bewusst in zwei Einzellagen-Weinen auf. Denn „Morei“ und „Sgarzon“ unterscheiden sich beträchtlich, wobei letzterer auch seinen Namen von der Vitalität und Wüchsigkeit der Rebstöcke erhielt. Im lokalen Dialekt bedeutet das Wort „Austrieb“ oder „Schössling“ und Kellermeister Emilio Zierock-Foradori spricht von „unüblicher Frische“, wenn er von den Trauben der 2,5 Hektar großen Lage redet. Auch beim Ausbau hat man sich an diesen Teroldego über die Jahre herangetastet; die ursprünglichen Tongefäße werden nur für eine Mikrocharge namens „Cilindrica“ verwendet. Vom regulären „Sgarzon“ füllt man mit dem 2021er mittlerweile den neunten Jahrgang als reinen Amphorenwein. Mit Stielen und Stängeln, also nicht entrappt, vergären die Trauben in aus der spanischen Ortschaft Villarrobledo stammenden, 420 Liter fassenden tinajas, wo sie auch acht Monate lang ausgebaut werden. So kommt zur unbändigen Frische dieses Weins auch eine tiefdunkle Fruchtigkeit und stützender Gerbstoff. Mitunter könnte man meinen, der Teroldego habe sich hier als Spätburgunder „verkleidet“.

„Frutti di Bosco“ würden die Trentiner hier wohl erschnuppern – vor allem Waldhimbeeren, Heidelbeeren und Schlehen gestalten die ersten Eindrücke dieses Duftbilds. Für einen animierend steinig-rauchigen Grundton sorgen Flint und ein zart harziges Element, der als Gegengewicht zu den auffrischenden vegetabil-floralen Noten (eine Melange von Veilchen und Lavendel) fungiert. Üppig Stoff jedenfalls auch für die verwöhnteste Nase! Im Mund wirkt der 2021er-„Sgarzon“ von Anfang an straff, der jugendliche Impetus lässt Wellen von Kirsch- und Waldbeerenfrucht heranrollen. Mal ist er über die Maßen energetisch („it’s hard to understand how it stays in the glass“ merkte James Suckling schon beim Vorgängerjahrgang an), mal würzig-pfeffrig bis hin zu Umami, dann wieder offenbart er eine an (Kirsch-)Marzipan erinnernde Komponente. Im Abgang assoziiert man mit der etwas herberen Gangart eine Mischung aus Tapenade (Marmite?), Salzmandeln, Kräuterwürze und (immer im Gepäck) Rotjohannisbeersäure. Wir kommen nicht umhin, unser Diktum vom letzten Jahr zu wiederholen: So mediterran kann Rotwein aus den Dolomiten schmecken! Mit Tiefgang, aber ganz ohne Fruchtkitsch!

Ab sofort und leicht bis über 2035 hinaus.