IT-BIO-006
Im wilden Außen und herrlich jenseits aller Konventionen!
Wie war das noch mit der Geburt der „Orange Wines“, die in Italien selbst bis heute kaum jemand so nennt? In Istrien wurden die klassischen weißen Sorten lange auf der Maische belassen, als wären sie Rotweine. Und weil hier eine Hochburg des Pinot Grigios ist, war auch das kräftige Chroma mittels Auslaugen von dessen Farbstoff aus der mitnichten „weißen“ Traubenschale eine bekannte Größe. So man denn also klassisch und vor allem sauber im Keller arbeitet, hat diese Technik nichts mit „Sponti-Noten“ und Gerbstoff-Overkill zu tun. Selbst acht Monate auf der Schale, wie von Elisabetta Foradori bzw. Emilio Zierock praktiziert, stehen einem ungemein leichtfüßigen Wein nicht im Wege. Allein dessen Farbe erzählt von der Machart dieser Kooperation mit dem biodynamisch arbeitenden Winzerkollegen Marco Devigili aus Campo Rotaliano. Das Ergebnis, der 2021er-„Fuoripista“ zeigt nicht nur mit seinem Namen an, dass man sich außerhalb ausgetretener Pfade bewegt. Die spanischen Amphoren („Spain is“ – ¡evidentemente! – „different“) und ein kundiger Winzerhand geben diesem Wein in der Tat ein ganz eigenes Gepräge, im vermeintlichen Niemandsland zwischen Weiß- und Rotwein (clarete, anyone?).
Ein mittleres Orange mit zart grenadinefarbenen Reflexen kündet bei diesem Wein von der leicht rötlichen Beerenhaut des Grauburgunders. Eine Ausprägung, die man selten so intensiv im Glas zu Gesicht bekommt. Der „Orange Wine“ aus der Amphore zeichnet sich aber vor allem durch einen wunderbar klares Bouquet aus: duftige Hagebuttentöne, Hibiskus und etwas, was an Kirsche nebst Kernen erinnert – das alles kommt einer Einladung gleich. Wer jetzt angesichts des immer noch (und aus liebgewonnener Gewohnheit) kultivierten Vorurteils Naturwein quasi Tourette-artig „Most!“ schreit ... – muss sich ein anderes, ein neues Feindbild suchen. Denn dieser Pinot Grigio verströmt auch am Gaumen animierende Himbeerfrucht, -säure sowie -kühle und wartet mit einem mineralischen Zug auf, der als „signature move“ des Trentinos von Anfang an vorhanden ist. Der Gerbstoff des langen Schalenkontakts ist auf ein Jota genau dosiert und erinnert eher an Orangenzeste, Ooolong und die roten Beeren des Rosa Pfeffers (der alles Mögliche, aber kein Pfeffer ist), denn an Tannin. Im Finish dieses knochentrockenen, vibrierenden Weins leuchten rote Johannisbeeren und Rosenblätter auf, die den „Fuoripista“ nur noch begehrlicher erscheinen lassen. Wir sind vor Begeisterung ganz außer uns!
Ab sofort (Belüftung ist Trumpf!) und bis 2029+.
Bei Foradoris „Fuoripista“ ist der Gerbstoff des langen Schalenkontakts ist auf ein Jota genau dosiert, der vor Energie berstende Wein eine Offenbarung!