Pojer e Sandri
Rosso Faye 2018

Trentinische Interpretation einer Premium-Bordeaux-Cuvée

Wie schmeckt ein linkseitiger Bordeaux-Blend mit etwas Cabernet Franc und einer Prise Lagrein? Obwohl diese Frage wahrscheinlich in die Kategorie „selten gestellt und nie darüber nachgedacht“ fällt, könnte die Antwort darauf „großartig“ lauten – zumindest falls sie von Pojer e Sandri kommt und auf den Namen „Faye“ hört. Wer die weiße „Faye“-Variante (eine beeindruckende Cuvée aus Chardonnay und Weißburgunder) bereits probiert hat, kann sich in etwa vorstellen, was ihn (und sie natürlich auch) beim „Faye“ rosso von Mario Pojer und Fiorentino Sandri erwartet. 1975 gegründet hat sich das gleichnamige im malerischen Faedo (im norditalienischen Trentino) liegende Weingut international längst nicht nur einen Namen für seine außergewöhnlich präzisen und frischen „Classici“ Weine gemacht, sondern spielt mit den beiden „Fayes“ auch im Konzert der Premiumweine eine gewichtige Rolle.

Die Trauben für den „Faye“ rosso stammen von Porphyrböden sowie sandig, schluffigen Kalkmergelböden in Paradisot. Dabei profitieren die auf 250 Metern Höhe gelegenen Weingärten vom kühlenden Einfluss des „Ora del Garda“ (einem frischen Wind vom Gardasee), der trotz der warmen Temperaturen für eine langsame Reifung und den so wichtigen Säureerhalt sorgt. Nach der Lese werden die Trauben auf der Schale im Holz vergoren, anschließend gepresst und der Wein danach für ein Jahr in neuen Holzfässern ausgebaut, ehe er schließlich für mindestens zwölf Monate auf der Flasche reift.

In der Nase lassen Aromen von Tomatenblättern, schwarzen Johannisbeeren und Brombeeren zunächst auf eine Cabernet dominierte Cuvée schließen, ehe duftig-rotfruchtige Aromen einen Hinweis auf die Präsenz von Merlot und Lagrein liefern. Am Gaumen zeigt sich der „Faye“ rosso engmaschig mit vollem Körper, reifer Tanninstruktur und frischer Säure. Mit etwas Luft offenbart der Wein auch am Gaumen seine würzige Seite und begeistert mit Cabernet-typischen Aromen von Tomatenblättern, einer Brise Tabak und angekokeltem Zedernholz. Dabei entpuppt sich der „Faye“ als weingewordenes Chamäleon, dessen Aromen durch den Sauerstoffkontakt stetig changieren: rotfruchtige Himbeer-, Pflaumen- und Kirscharomen wechseln sich mit würzig-toastigen Fassaromen ab und Noten von Kaffee, Lakritz und Bitterschokolade lassen erste Anzeichen von Reife erkennen. Trotz dieser hohen Komplexität und aromatischen Vielfalt wirkt der rote „Faye“ nie anstrengend oder kompliziert, sondern bereits in der Jugend äußerst zugänglich. Ein großer Wein, der jetzt schon große Freude bereitet, aber ohne Weiteres noch für einige Jahre im Keller verschwinden kann. Unser Tipp: Gestalten Sie Ihre Bevorratung so, dass Sie die Entwicklung dieses grandiosen Weines ohne schlechtes Gewissen durch gelegentliche Kostproben stets im Auge behalten können.

Ab sofort bis 2030+.