IT-BIO-013
Ein zeitlos schöner Wein fernab aller Moden
Unter den zahlreichen Südtiroler Weingütern ist der Nusserhof sicherlich das ungewöhnlichste und auch außergewöhnlichste. Während sich der Weinbau in der Region seit den 1990er-Jahren noch einmal neu erfunden hat, war das hier, am sogenannten Bozner Boden, nicht nötig. Schon immer hat man dort besondere Qualitäten erzeugt. Der Nusserhof, der lange Zeit von Heinrich und Elda Mayr und heute von deren Tochter Gloria geführt wird, liegt im Gewerbegebiet der Landeshauptstadt Südtirols.
Auf dem Nusserhof werden die Weine schon immer so natürlich wie möglich erzeugt. Die Trauben stammen aus intakten, biologisch bewirtschafteten und seit 1994 zertifizierten Lagen und die Moste vergären mit weinbergseigenen Hefen. Nach langer Maischestandzeit werden die Riserva-Weine in großen 20-Hektoliter-Fässern aus französischer Eiche ausgebaut. Der besondere, zeitlos wirkende Stil der Weine war nicht immer gefragt und angesagt, aber vor einigen Jahren hat sich das zum Glück wieder geändert und die Weine vom Nusserhof sind – auch wenn die Familie, das Weingut und die Weine gar nicht so wirken – echte Stars. Einer davon ist die Lagrein Riserva, die 30 Monate im Barrique reift und nach der Abfüllung in die rund 5.000 Flaschen noch einmal zwölf Monate. Der Familie ist es ein besonderes Anliegen, die Güte und das Potenzial dieser für die Region so typischen Rebsorte zu zeigen. Deshalb reift der Wein noch einmal auf der Flasche und wird erst freigegeben, wenn er nach Meinung der Mayrs die richtige Balance und Harmonie aufweist.
Finesse, Klasse und Understatement sind nicht unbedingt Attribute, die man dem Lagrein zuschreiben würde. Doch hier ist es so. Die tiefdunkle, fast undurchsichtige granatrote Riserva ist ein vielschichtiger, frischer und strukturierter Wein, der in seiner Jugend noch etwas streng wirkt, weshalb man ihn jetzt karaffieren sollte. Er duftet nach eingekochtem und abgekühltem Kirschsaft, Pflaumen und Schlehen. Neben der Frucht findet man Hefe, etwas Holz, Leder, fermentierten Kardamom und dunklen Tabak. Dazu kommt ein Hauch von Veilchen und etwas Anis. Am Gaumen offenbart sich dieser Lagrein als herb-saftiger Wein, der vom Charakter her zunächst gar nicht so weit von der „Elda“ entfernt zu sein scheint. Er besitzt jedoch mehr Fülle, ist gleichzeitig frisch und saftig, rund und seidig mit einem weitgehend geschmolzenen, aber immer noch feinkörnigen Tannin. Neben der Frucht von Kirschen und Brombeeren finden sich zarte Bitternoten, die an zerstoßene Kirschkerne erinnern. Dazu eine glasklare Säure und ein guter Zug am Gaumen, die Frucht ist reif, aber ohne Extraktsüße. Ein ernsthafter, vielschichtiger, zeitloser Lagrein, wie man ihn nur selten ins Glas bekommt.
Ab sofort (gute Belüftung vorausgesetzt) und bis 2038+.
Die Lagrein Riserva genießt, wie alle Weine vom Nusserhof, zu Recht Kultstatus. Eine ungeschminkte, zeitlose Schönheit, abseits aller Moden.