Österreichs Chardonnay-Legende!
Wenn es um die großen Klassiker unter den österreichischen Weißweinen geht, dann denkt man unwillkürlich zuerst an Grüne Veltliner, auch an Rieslinge und mittlerweile an Sauvignon Blanc, und dann fällt einem noch der Name „Tiglat“ ein. Der „Tiglat“ jedoch ist ein Chardonnay. Man könnte vielleicht sogar sagen: Er ist der Chardonnay Österreichs, auch wenn es mittlerweile natürlich noch einige andere exzellente Weine dieser Rebsorte aus dem Alpenland gibt. Dem „Tiglat“ kann aber niemand streitig machen, dass er der erste Chardonnay war, der Österreich auf der internationalen Bühne bekannt gemacht hat. Das war in den 1990er Jahren, und Heinz Velich hat die ersten Jahrgänge damals noch mit seinem Bruder Roland zusammen erzeugt. Der hat sich dann irgendwann anders orientiert, weil er dem Blaufränkisch verfallen war, und hat das Weingut Moric gegründet. Heinz Velich dagegen ist ganz beim Weißwein geblieben, und er hat den damals typisch opulenten, kraftvollen und extraktreichen Stil des „Tiglat“ im Laufe der Zeit immer weiter verfeinert hin zu einer Stilistik, wie man sie heute eher schätzt. Seine Geschichte verleugnet der Wein dabei aber keineswegs. Velich hat vielmehr eine Balance geschaffen, und die Reben haben ihm dabei geholfen. Die stammen übrigens nicht – was man ja denken könnte – aus den 1990ern, die hat Helmut, der Vater der Velichs, schon früher gepflanzt. „Dieser Wein hat uns international bekannt gemacht. Die Einzellage wurde bereits im Jahr 1959 gepflanzt. Die Rebstöcke haben viel erlebt und aufgenommen, was sie nun weitergeben können. »Tiglat« ist ein alter Mundartausdruck für einen kleinen Teil der Riede. Genauso eng mit der Region verbunden ist sein unvergleichlicher Geschmack“, beschreibt Heinz Velich die Besonderheit dieses Chardonnays. Das eigentlich Amüsante daran ist, dass Velichs lange gar nicht wussten, um was für eine Rebsorte es sich in ihrem Weingarten eigentlich handelte; denn als Vater Helmut seinerzeit die Reben setzte, ging er davon aus, dass es Weißburgunder-Klone seien. Und auch als vermeintlicher Weißburgunder verhielten sich die Reben so, wie sich Reben bei entsprechender Hege und Pflege eben verhalten, sie trugen Trauben, wuchsen weiter und reiften zu vieilles vignes heran, die immer hochklassigeres Traubenmaterial lieferten. Aber irgendwann besahen sich die Velichs die Sache einmal genauer und stellten dabei fest, dass es sich bei den vermeintlichen Weißburgunder-Klonen um Morillon, eine genetisch leicht veränderte Variante des Chardonnays handelte. Ein besseres Timing hätten sie sich damals nicht wünschen können, überschnitt sich der Zeitpunkt der Velich’schen Entdeckung mit dem Trend hin zu neuen internationalen Rebsorten. Man stelle es sich vor: Alle wollen Chardonnay (oder wahlweise Sauvignon Blanc), und im Seewinkel im Burgenländischen kann einer Chardonnay „von alten Reben“ machen!
Doch zurück zum heutigen „Tiglat“. Heinz Velich gibt dem Wein von alten Reben viel Zeit. Zeit ist neben dem Terroir und Klima ohnehin der dritte entscheidende Faktor für potentiell große Weine. Hier heißt das ganz konkret: Zeit im Weinberg bis zum optimalen Lesezeitpunkt, Zeit auf der Presse mit Standzeit, wo ganz langsam gepresst wird, Zeit beim recht warmen natürlichen Vergären und vor allem Zeit auf der Hefe im Holzfass – mindestens zwei Jahre, bevor der Wein abgezogen wird. Wenn Sie ihm nun noch ein wenig Zeit im Keller gönnen, wird er noch größer. Aber er beeindruckt schon jetzt. Und wenn man ihn vergleicht – wir können es ja nie lassen, auch wenn Vergleiche immer hinken –, dann würden wir den „Tiglat“ in die Kategorie Puligny-Montrachet einordnen mit dieser Mischung aus Eleganz, Feinheit, gezügelter Opulenz und Kraft. Fülle verbindet sich hier mit Finesse zu einem Wein von großem Understatement und einem fantastischen Potenzial, dichter und vibrierender Mineralität, einer immer feinen, lebendigen Säure und mundwässernder Salzigkeit, sowie einen hervorragend eingebundenen Holz. Man muss es kaum erwähnen, dass das alles zusammen komplex und dicht wirkt, bereichernd als Erfahrung und nachdrücklich charmant in der direkten Begegnung. Das ist einfach ein ganz besonderer, ein bewegender Chardonnay einer großen Winzerpersönlichkeit!
Der Wein öffnet sich jetzt schon mit viel Luft. Idealerweise trinkt man ihn ab 5 Jahre nach Füllung, dann sicherlich weitere 10 bis 15 Jahre.
Heinz Velichs „Tiglat“ ist der große Chardonnay Österreichs – eine Legende! Und ein Wein, den dieser große Winzer immer weiter verfeinert hat.