„Tiglat“: Der vielleicht beste Chardonnay Österreichs. Top-Tipp!
&Oouml;sterreichs Chardonnay-Legende in – wie immer – sensationeller Verfassung!
Der Weinhandel ist zugegebenermaßen ein Spielplatz der Superlative. Aber manchmal kommt man einfach nicht drumherum. Uns geht es bei der gesamten 2022er-Kollektion von Heinz Velich so und insbesondere beim „Tiglat“. Der „Tiglat“ ist der Chardonnay Österreichs, auch wenn es mittlerweile natürlich noch einige andere exzellente Weine dieser Rebsorte aus dem Alpenland gibt. Dem „Tiglat“ kann aber niemand streitig machen, dass er der erste Chardonnay war, der Österreich auf der internationalen Bühne bekannt gemacht hat. Das war in den 1990er-Jahren, als Heinz Velich die ersten Jahrgänge damals noch zusammen mit seinem Bruder Roland erzeugt hat. Letzterer hat sich dann irgendwann anders orientiert und das Weingut Moric gegründet, weil er sich ganz dem Blaufränkisch widmen wollte. Heinz Velich dagegen ist ganz beim Weißwein geblieben, hat den damals typisch opulenten, kraftvollen und extraktreichen „Tiglat“ im Laufe der Zeit immer weiter verfeinert hin zu einem schlankeren, eleganteren Stil, wie man ihn heute eher schätzt. Seine Geschichte verleugnet der Wein dabei aber keineswegs. Velich geht’s um Balance – und die Reben haben ihm dabei geholfen. Die stammen übrigens nicht (wie man annehmen könnte) aus den 1990ern, sondern wurden von Vater Helmut Velich schon früher gepflanzt. „Dieser Wein hat uns international bekannt gemacht. Die Einzellage wurde bereits im Jahr 1959 gepflanzt. Die Rebstöcke haben viel erlebt und aufgenommen, was sie nun weitergeben können. »Tiglat« ist ein alter Mundartausdruck für einen kleinen Teil der Riede. Genauso eng mit der Region verbunden ist sein unvergleichlicher Geschmack“, beschreibt Heinz Velich die Besonderheit dieses Chardonnays. Das eigentlich Amüsante daran ist, dass die Velichs lange gar nicht wussten, um was für eine Rebsorte es sich in ihrem Weingarten eigentlich handelte. Denn als Vater Helmut seinerzeit die Reben setzte, ging er davon aus, dass es Weißburgunder-Klone seien. Und auch als vermeintlicher Weißburgunder verhielten sich die Reben so, wie sich Reben bei entsprechender Hege und Pflege eben verhalten, sie trugen Trauben, wuchsen weiter und reiften zu vieilles vignes heran, die immer hochklassigeres Traubenmaterial lieferten. Aber irgendwann besahen sich die Velichs die Sache einmal genauer und stellten dabei fest, dass es sich bei dem Weißburgunder um Morillon, eine genetisch leicht veränderte Variante des Chardonnays handelte. Ein besseres Timing hätten sie sich damals nicht wünschen können, überschnitt sich der Zeitpunkt der Velich’schen Entdeckung doch mit dem Trend hin zu neuen internationalen Rebsorten. Man stelle sich vor: Alle wollen Chardonnay (oder wahlweise Sauvignon Blanc), und im Seewinkel im Burgenländischen kann einer Chardonnay „von alten Reben“ machen!
Doch zurück zum „Tiglat“. Heinz Velich gibt dem Wein von alten Reben viel Zeit. Zeit ist neben dem Terroir und Klima ohnehin der dritte entscheidende Faktor für potenziell große Weine. Hier heißt das ganz konkret: Zeit im Weinberg bis zum optimalen Lesezeitpunkt, Zeit auf der Presse mit Standzeit, wo die ganzen Trauben ganz langsam gepresst werden, Zeit beim recht warmen natürlichen Vergären und vor allem Zeit auf der Hefe in den gebrauchten 500er- bis 700er-tonneaux – mindestens zwei Jahre, bevor der Wein abgezogen wird. Wenn Sie ihm nun noch ein wenig Zeit im Keller gönnen, wird er noch größer, beeindruckt aber – naturgemäß! – jetzt schon. Zum „Tiglat“ wurden schon viele Vergleiche angestellt. In den Anfangszeiten hat man ihn mit kalifornischen Chardonnay verglichen, dann mit Meursault und Puligny-Montrachet. Den 2022er-„Tiglat“ möchten wir allerdings nur noch mit den vorherigen „Tiglats“ vergleichen, denn wirklich „eigenständig“ ist dieser Wein schon lange. Und wenn man das tut, dann muss man konstatieren, dass dieser Chardonnay nie so fein, so präzise, so komplex, so energetisch und so balanciert war, wie im jetzt. Ein Gigant, aber kein Gigant der Fülle, sondern einer der alles, was einen großen Chardonnay ausmacht, zusammenbringt. Das beginnt mit der dezent rauchigen, reduktiven aber nicht an Knallplättchen und Böckser, sondern an ein in der Ferne entzündetes Streichholz erinnernden Nase, bei der das Spannungsfeld um einen Hauch von mürber Oxidation erweitert wird. Das geht weiter mit herben Noten von Zitronen, Salzzitronen und Limequats samt Zesten. Hinzu kommen etwas Ananas, Muscovado-Zucker, blonder Tabak, eine Spur Birnencrème, dezentes Holz, Salbei und Hafermilch.
Am Gaumen wird es immer noch komplexer und schöner. Eleganz und Seidigkeit der Textur sind zum Niederknien. Die elektrisierende Mineralität und Säurestruktur wirkt atemberaubend, der extrem feine Gerbstoff sorgt für Harmonie und Struktur während man bei der Salzigkeit des „Tiglat“ den Eindruck gewinnen kann, Heinz Velich habe aus einer der zahlreichen Salzlaken, die man Neusiedler See findet, einfach eine Kelle mit in den Chardonnay gegeben. All das ist schon Grund genug, den Wein zu feiern. Doch dann kommt da noch das kaum enden wollende, absolut sinnliche und präzise Finale hinzu, in dem die Spannung, die Komplexität und die Eleganz noch mal extrapoliert werden. Kurz: ein grandioser Wein!
Idealerweise ab 2027, dann bis sicherlich 2042+.
Heinz Velichs „Tiglat“ ist der große Chardonnay Österreichs – eine Legende! Und ein Wein, den dieser große Winzer immer weiter verfeinert hat.