„Seit 20 Jahren ist das Weingut Velich in Apetlon im Burgenland eine der österreichischen Ikonen des Chardonnay.“ — S. Reinhardt (Parker)
Kleine Produktion, große Weine
Winzer*in |
Heinz Velich
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Region |
Burgenland
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Rebfläche |
12 Hektar
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Rebsorten |
45% Chardonnay, 25% Welschriesling, 15% Muskat Ottonel und 15% Bouvier
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Beste Lagen |
Burgenländischer Seewinkel - einzigartiges Mikroklima
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Zusammenarbeit |
seit 2018
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Historie |
1933 wird der Betrieb zum Nebenerwerb gegründet, zu Beginn der 1990er wird dieser zum Haupterwerb
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Heinz Velich, burgenländischer Chardonnay-Gott, Süßweinflüsterer und begnadeter Barrique- (und-sonstige-Formate-)Künstler, dessen Weißweinunikate wir unter der Rubrik „Traumstoff“ führen …
„Im Weingut Velich werden jährlich zwischen 60.000 und 80.000 Flaschen Wein produziert. Das ist wenig für österreichische Verhältnisse, aber gut für hohe Qualität.“ – Heinz Velich 5 Sterne: „Das Weingut der Familie Velich liegt im Herzen des Naturschutzgebiets Neusiedler See – Seewinkel in Apetlon. Der Ort ist umgeben von zahlreichen Seen – hier Lacken genannt. Durch diese entsteht ein spezielles Kleinklima, das sich für den Weinbau als besonders förderlich erwiesen hat. Heinz Velich bewirtschaftet zurzeit zwölf Hektar Rebfläche, die ausschließlich mit Weißweinsorten bepflanzt sind.“ – Falstaff Weinguide Österreich 2022/23
Werte Kunden, dieses Zitat von Heinz Velich aus Apetlon steht sinnbildlich für das neue Weinverständnis Österreichs. Übers Jahr kosten wir uns wohl durch so einige Hundert neue Weine. Auffällig dabei: Was in den letzten 20 Jahren in Österreich qualitativ passiert ist, ist schon fast einmalig. Für uns gibt es momentan vielleicht keine andere Weinbaunation, deren Winzer derart bewusst und nachdrücklich auf Qualität gesetzt haben und dieses Qualitätsstreben immer mit den traditionellen Wurzeln der jeweiligen Weinbauregion zu verankern wussten. Einer der absoluten Spitzenbetriebe, oder besser gesagt:
Spitzenweinbaufamilien, sind die Velich-Brüder. Zum einen ist da Roland Velich, der zur absoluten Spitze der burgenländischen Blaufränkischproduzenten zählt und Weine aus dieser Rebsorte zu internationalem Weltruhm geführt hat, zum anderen sein Bruder Heinz, dessen Passion die Weißweine sind, die ihm – trocken wie süß – fast schon beängstigend grandios gelingen. Das Weingut Velich ist seit Anbeginn ein Familienbetrieb mit Sitz in Apetlon, die Weinberge liegen zu 90 % im Nationalpark Neusiedlersee – Seewinkel. Der 1933 für den Nebenerweb von Otto Velich gegründete Betrieb wurde zu Beginn der 1990er professionalisiert, als man begann sich dem Weinbau in „voller Breite“ zu widmen. Heinz Velich, der Enkel des Gründers, produziert ausschließlich Weißweine, die in dieser Region eine lange Tradition haben, und gilt heute in Österreich als einer der ganz großen seiner Zunft – ein Solitär.
Die außergewöhnliche Qualität seiner Weine verdankt sich dem einzigartigen Mikroklima im burgenländischen Seewinkel und der dortigen Bodenstruktur. An der Ostseite des Neusiedler Sees finden sich eine Vielzahl kleinerer Seen, die sogenannten „Lacken“, die in dieser Form im europäischen Binnenland fast nur hier und in Zentralungarn vorkommen. Anhand der schwankenden Wasserstände des Sees, im Frühjahr hoch, im Sommer dagegen trocknen vereinzelt einige Lacke sogar fast aus, lässt sich das extreme Kleinklima gut beobachten. Der See bedingt aber auch ein ausgeglichenes Tagesklima, hält tagsüber die Temperaturen und sorgt für kühle Nächte, die für die ideale Traubenreife so wichtig sind. Außerdem ist es der teils feucht-nebligen Natur zu verdanken, dass dort mit großer Regelmäßigkeit ganz exzellente edelsüße Weine produziert werden können. Der Edelpilz Botrytis cincerea bildet sich auf den reifen Trauben bei warmem Herbstwetter aus und veredelt durch das Rosinieren deren Most. Während dieser Periode müssen die Tage noch warm sein, damit die Beeren gut trocknen. Nur ganz wenige Weinregionen bieten diese idealen Voraussetzungen mit einer solchen Zuverlässigkeit wie der Neusiedlersee.
„Tiglat“: In den 1990er-Jahren die Weißweinlegende Österreichs.
Mit dem „Tiglat“ hat die „Edelweinmanufaktur“ (Falstaff) Velich eine österreichische Weinikone geschaffen. Anfang der 90er Jahr hatten Vater Helmut, Heinz Velich und der damals noch im Familienweingut mitarbeitende Roland die Vision, einen Weißwein zu erzeugen, der einen ähnlichen Weltruf wie die großen Burgunder Frankreichs erlangen könnte. Also kauften sie 1990 erstmals Barriques und vergoren ihren ersten Chardonnay im Holz. Dieser stammt von Österreichs tiefstgelegenem Punkt in nur 114 Metern Höhe, in diesem Falle, über Adria. Die Besonderheit: Es handelte sich um alte Reben, die bereits in den 1960ern gepflanzt wurden. Ein Alleinstellungsmerkmal sondergleichen, den in den 1990er-Jahren konnte sonst kein Winzer in Österreich auf derart alten Chardonnay zurückgreifen.
Der nur in kleinen Mengen verfügbare Wein, da zunächst als Experiment gedacht, errang schnell Kultstatus. Sommeliers der besten Adressen wollten diesen Wein auf der Karte haben, er wurde wie ein Grand Cru Montrachet behandelt. Nur gab es von diesem Edelstoff noch weniger Menge als von Burgunds renommiertester Grand-Cru-Lage für Chardonnay, an der immerhin mehrere Erzeuger beteiligt sind. Denn der „Tiglat“ ist ein Wein, von einem Produzenten. Ein Unikat also, und einer der größten Weißweine Österreichs nach französischem Vorbild.
Als der Wein derart einschlug, wurde den Velichs bewusst, was für ein Potenzial im burgenländischen Chardonnay steckt. Von da an konzentrierten sie sich auf trockene Weißweine. Das Erfolgsgeheimnis ist auch heute nach wie vor relativ simpel: Alte Reben aus besten Lagen, gewachsen unter perfekten klimatischen Bedingungen, schonend und langsam im Holz ausgebaut. Heinz Velich gibt seinen Chardonnays viel Zeit auf der Vollhefe, was sie ihm mit Präzision und Tiefe danken. Die Weißweine reifen bis zu zwei Jahren, um dann unfiltriert auf die Flasche zu kommen. Der Schlüssel zum Erfolg großer Weine – das weiß man selbstredend auch im Seewinkel – lautet Geduld.
Was uns an Velichs Weinen so begeistert ist deren (auch!) burgundische Anmutung. Heinz Velich schafft es bei seinen beiden Chardonnays „Tiglat“ und dessen kleinem Bruder „Darscho“ eine Mineralität ins Glas zu zaubern, die tatsächlich ergreift und berührt. Die Weine duften nach frisch geriebenen Feuersteinen, schmecken saftig-salzig, weisen faszinierend feine Noten durch den langen Hefekontakt auf. Man lässt sie im Mund kreisen, schluckt bedächtig, um dann ungläubig ins Glas zu starren. Erfrischender Trinkfluss, Tiefe, Kraft, Weichheit, Komplexität und sofortige Erleuchtung – es lässt sich schwer fassen, ein weiterer Schluck wird getan, und der Kreislauf der „sanften Schocks“ beginnt von neuem. Nota bene: Wer einmal Velichs Welschriesling probiert hat, möchte ihn auf keiner sommerlichen Terrasse und auch sonst nicht mehr missen!