AT-BIO-402
Kräuter, Birne und zupackende Mineralik
Im Fußball würde man von einem Arbeitssieg sprechen. Denn was die junge Sommelier-Szene heute feiert, war seinerzeit ein unverstandenes Investment Franz Weningers. Warum in aller Welt sollte man sich um die Reben im Nachbarland Ungarn annehmen, wo doch der österreichische Rotwein im Höhenflug war? Ihn hatte auch Weningers „Dürrau“ mitgemacht, doch mit Attila Gere als Partner wurde er zunächst in Villany, später mit seinem Sohn Franz Reinhard in Sopron aktiv. Der Schatz, den sich Vater und Sohn aus dem Mittelburgenland dort sicherten, galt im 17. Jahrhundert bereits als wertvoller Weingarten. „Steiner“ war mit seinem Gneis- und Glimmerböden ein Experimentierfeld für karge und schlanke Weine. Oder eben genau das, was heute gefragt ist. „Weninger wäre ohne das Engagement in Ungarn nicht das, was wir heute sind“, ist man am biodynamischen Betrieb überzeugt. Und zur Rückbesinnung auf die ungarischen Wurzeln gehört auch der „Riesling des Ostens“, wie man den Furmint auch genannt hat. Ironischerweise überlebte die Sorte auf der österreichischen Seite des „Eisernen Vorhangs“ nur dank der Süßweine. Als trockener Weißwein aber feiert er heute ein Comeback, das Franz Reinhard längst vollzogen hat. Sein „Stein“ ist der fünfte Jahrgang seiner auf Furmint umveredelten Reb-Anlage.
Salz-Zitrone trifft bei diesem unfiltrierten Wein auf Birnensaft – und nimmt damit die beiden Seiten des 2022ers schon vorweg. Mehr Luft entbindet dann auch die Kräuternoten wie Eibisch und Kamille. Sofort fällt die mineralische Prägung des „Stein“ auf, wenn der erste Schluck Furmint den Gaumen benetzt hat. Wie die Kohlensäure eines Erfrischungsgetränks liefert der 2022er einen Nerv mit, der die Geschmacksnoten trägt. Dazu gehören Zitrusfrüchte, vor allem Pomelo, aber auch ein wenig Moro-Orange, weiters „pickled Mango“ im indischen Stil. Die frische Art und leichte Säure würden auch zu einem Kalkboden passen, doch die dunkle Schiefer-Prägung verweist diesen Gedanken dann ins Reich des Irrtums. Erneut sind es Kräuter, diesmal etwas herber und an Lorbeer erinnernd, die im Hall von der Würze der westungarischen Top-Lage erzählen.
Ab sofort bis 2028.
Der „Riesling des Ostens“ ist wieder zu entdecken – mit der Lage Steiner, mit der die Weningers auf eine Parade-Terroir für die Sorte zurückgreifen können.