AT-BIO-402
Kraftvoll-ruhiger Blaufränkisch von 65 Jahre alten Reben
19,5 Punkte: „Wein des Jahres“ – Gault&Millau
Das Loblied tönte unüberhörbar, als der Weinführer des Gault&Millau seinen roten Liebling des Test-Jahres 2024 vorstellte: „Der Wein strahlt Finesse und ruhige Eleganz aus, animierende Frische unterstreicht die feine Frucht und die kühle Würze. Mit seidigem, aber festem Tannin gleitet er in eine grandiose Länge. Wunderschön“. Dass dieser Erfolg mit dem Jahrgang 2018 eingefahren wurde, unterstreicht die Leistung des Winzers Franz Reinhard Weningers noch. Denn die große Hitze sorgte vielerorts für Sorgenfalten bei den Rotweinproduzenten. Die mittlerweile 60-jährigen Blaufränkisch-Reben wurzeln aber tief in den schweren Lehmböden der Lage Dürrau. Es war dieser Wein, mit dem Franz Ludwig Weninger 1990 die Reihe der reinsortigen Blaufränkischen begonnen hat. Ab der Jahrtausendwende fand sich der „Dürrau“ dann in den Klassements der besten Rotweine Österreichs. Daran hat der noch puristischere Stil seines Sohnes weiter gefeilt. Wobei Franz Reinhard zugibt, dass dieses Wein-Monument es ihm schwer machte, „meine eigene Interpretation zu finden, zu groß war das Erbe meines Vaters“. Für den biodynamischen Winzer steht der Wein aus der Riede Dürrau vor allem für die Kühle des Bodens.
Bereits sehr dunkel im Glas, lässt dieser vin de garde aus Horitschon auch keine Sekunde Zweifel darüber aufkommen, dass er großen „Stoff“ von alten Reben darstellt. Merke: Wenn Blaufränkisch nicht eindimensional nach Sauerkirsche riecht, aber auch nicht mit Holz-Aromatik übertüncht wurde im Keller, dann hat man ein Spitzenexemplar vor sich! In diesem Fall bringt der 2018er Jahrgang F. R. Weninger Cranberrys, Fleischsaft und ein wenig getrocknete Steinpilze mit, wie man das von manchen Chianti-Reservas kennt. Die kräutrige Seite decken Oregano und auch Liebstöckel ab, sie bleiben aber weit hinter der dunklen, bereits im Duft als zart-herb zu erkennenden, Frucht dieses Burgenländers zurück. „Schwarzkirsche“ steht in österreichischen Kostnotizen gerne bei solchen Weinen, doch der „Ried Dürrau“ steht über so simplen Zuschreibungen.
Das zeigt der erste Schluck, der vor allem einen Ausdruck nach sich zieht: alterslos. Hier ist in der Jugend bereits alles miteinander verbunden! Wo die Frische aufhört, greift ein Touch Mokka ein (24 Monate blieb der Wein in 500-Liter-Holzfässern). Wo vielleicht die Frucht zu viel werden könnte, rundet sie die lange Reife und die verbliebene Säure ab. Das Equilibrium einer zur rechten Zeit gepflückten Frucht drängt sich als Beschreibung dieser frühen Form auf. Doch das war längst nicht alles. Wacholder – die ätherischen Öle, nicht die tot getrocknete Beere! – und ein Quäntchen schwarze Olive hat sich der Horitschoner Paradewein für das große Finale aufgehoben. Denn beim „Dürrau“ von 2018 ist im Nachklang noch mehr Finesse enthalten als bei mancher Blaufränkisch-Cuvée aus dem Barrique im ganzen Wein. Das Anstrengungslose dieses Rotweins kann man tatsächlich schmecken. Er musste nie etwas werden – er war immer schon etwas. Ganz großartig nämlich.
Ab sofort bis 2040.
Weningers „Dürrau“ stammt aus der besten Lage in Horitschon. Es ist ein „Grand Cru“ des Burgenlandes – voller Frische, Finesse, Komplexität und Noblesse.