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Wo das Kamptal wie eine Pazifikinsel schmeckt. Bester Grüner Veltliner & 97 Punkte – FALSTAFF „Kamptal-Cup“
Wie ist das jetzt genau mit den Lämmern? Nun, in punkto Weidetieren eher hat die Ried Lamm wie alle Lagen Hannes Hirschs mit Büffeln zu tun. Mit dem Kompost aus der Herde des Camembert-Machers Robert Paget werden nämlich die biodynamisch kultivierten Rebstöcke im Kamptal gedüngt. Doch zurück zum Namen dieses Veltliners: Auch die Ried Lamm liegt unterhalb des dominanten Heiligensteins, benannt wurde sie nach dem Untergrund, dem „Laam“ alias Lehm. Wie viele der Rieden rundum ist das aber keine durchgehende Formation, sondern immer wieder durchziehen sandige und kalkige Adern den eigentlichen Boden. Davon profitiert der Wein, der hier wächst. Gute Wasserversorgung und feine Würze steuert die Heimat der Trauben bei, wie man es von einem Mitglied der „Österreichischen Traditionsweingüter“ (ÖTW) erwarten darf. Gerade erst ist deren Terroir-bezogene Sicht der Dinge auch in Gesetzesform in Österreich gegossen worden. Johannes Hirsch, der als einer der fünf ÖTW-Obmänner diese Gedanken maßgeblich unterstützt hatte, unterstützt daher die Unterschiede der Lagen auch im Keller nach Kräften.
Optisch bedeutet das im Fall des „Ried Lamm“ von 2022 ein Schmuckstück in Gelb-Grün, das satt an der Glaswand schliert. Doch lassen wir uns nicht ablenken! Denn dieser Grüne Veltliner weiß auch aromatisch zu becircen. „Feine Reduktion“, ruft die Burgund-Fraktion gleich aus. Und doch ist da der typische Apfelduft eines Grünen Veltliners, wenn sich die Nase des 2022ers ein wenig öffnet. Dem ersten Schießpulver-Touch folgt eine reife Mischung gelber Früchte, die neben dem Golden Delicious auch Banane und beinhaltet. Am Gaumen wird es dann überraschend saftig, wie Winteräpfel aus Omas Lagerkeller legt sich säuerlicher Schmelz bis in die letzte Wangengrube. Doch auch dieses gar nicht leicht zu fassende exotische Element bleibt präsent. Cremig wird dieses ganz entfernt an Lychee – ohne Rosenduft und penetrante Süße – erinnernde Irrlicht vor allem im Finale prägend. Man darf gespannt sein, welche Saite dieses „Lamm“ zukünftig zum Klingen bringt. Eher die tropische Ukulele. Oder doch die vertrauten Zither-Klänge aus dem Kamptal?
Ab sofort bis 2034.
Hirschs Grüner Veltliner aus dem Ried Lamm ist alles andere als lammfromm: Der genial exotische bis sortentypische „GV“ regt zu Bocksprüngen der Freude an!