AT-BIO-402
Wunderbar schmelzender Veltliner mit subtilem Terroir-Ausdruck – ein Wein mit Charme und Tiefe
96/100 – James Suckling
Als Hannes Hirsch sich vor über 20 Jahren entschloss – trotz zunehmend warmer Sommer und entgegen der Empfehlungen von offizieller Stelle – sich auf den Anbau von Riesling und Grünem Veltliner zu konzentrieren und sich im Gegenzug von den Rotweinreben zu trennen, galt das nicht wenigen in der Region als sehr, sehr mutiger Schritt. Andere hielten es schlicht für einen großen Fehler. Doch Hannes, damals in gewisser Weise Revoluzzer wider Willen, lag mit seiner Entscheidung goldrichtig – genauso wie mit seiner Idee, auf biodynamischen Anbau umzustellen. Er hatte einfach erkannt, dass seine Lagen genial für die beiden großartigen Weißweinsorten geeignet sind, die je nach Ried eine ganz enorme Terroir-Ausprägung haben. Eine Ausprägung, die bisweilen so stark ist, dass in manchen Fällen die Rebsorte fast hinter das Terroir zurücktritt, vor allem mit der Reife ist dies zu beobachten – das als kleinen Spoiler für diejenigen (und das müssten eigentlich alle sein!), die sich auch für die gereiften Weine interessieren, die Hannes großartigerweise ebenfalls im Sortiment hat. Die starke Betonnung der Herkunft ist freilich auch schon bei jungen Weinen zu beobachten. Klar, beim „Ried Lamm“ geht der erste Gedanke in Richtung des gleichnamigen Tieres, aber in dem Fall ist das die falsche Fährte, vielmehr leitet sich die Bezeichnung von dem Wort „Laam“ ab, das für Lehm steht. Die Lage befindet sich am südöstlichen Hangfuß des Heiligenstein, fraglich eine der berühmtesten Lagen des Weinbaugebietes. Der Boden enthält neben dem namensgebenden Lehm auch sandigen Schluff, der sich auf Löss gebildet hat. In den höheren Partien, hinauf Richtung Heiligenstein, treten auch Sandsteine zu Tage. Die von Hand gelesenen Trauben werden streng selektioniert, es erfolgt eine per se schonende Ganztraubenpressung – die Trauben werden also nicht entrappt, in der Folge wirkt das Stielgerüst wie ein kleines Schutzgitter bei der Pressung. Vergoren wird selbstverständlich mit natürlichen Hefen. Der Ausbau erfolgt im Stahltank und im großen Holzfass. Der Wein duftet fein und komplex nach hellen Blüten, da ist viel roter Apfel, Pfirsich, etwas kandierte Orange sowie eine Spur Muskatnuss, delikate Kräuterwürze kommt dazu, das ist reich und ziemlich beeindruckend. Am Gaumen dann eine schmelzende Säure, die Spannung aufbaut, aber wunderbar reif ist, erneut sind da reife Früchte, Pfirsich und Apfel, vor allem aber besitzt der Wein eine ganz dichte, fein gewobene Struktur, das ist fast schon cremig, so dicht ist es, aber eben – und das ist das Herausragende – ohne jede Schwere, sondern ganz elegant bleibend. Keine Frage, das ist ein Grüner Veltliner, aber der Wein ist viel mehr – das ist eleganter Terroir-Ausdruck, das ist ein großer Genuss.
Ab sofort bis 2030.