Hirsch
Ried Gaisberg 1. Lage Riesling 2023

Ein elegant-mineralischer Lagenriesling, der das enorme Potenzial des Gaisbergs spektakulär zeigt – beeindruckend

17/20 – Jancis Robinson
97/100 – James Suckling

Wir müssen gar nicht groß drum herumreden: Natürlich ist der Heiligenstein mit seinen steilen, vom Sandstein geprägten Terrassen im Kamptal eine Legende. Und zwar weit über die Region hinaus. Es ist eine Lage, die so exzellent und so bekannt ist, dass andere Gewanne in der Gegend mitunter etwas in Vergessenheit geraten. Das mag man bedauern, bei genauerem Hinsehen ist es aber gar nicht so schlecht, weil dadurch immer wieder Weine entstehen, die in der vinophilen Öffentlichkeit weniger wahrgenommen werden und – ja, selbst im von uns so geliebten Weinbau gilt das unerbittliche ökonomische Gesetz von Angebot und Nachfrage, das den Preis bestimmt – deshalb etwas günstiger zu haben sind als die Preziosen aus der mythischen Lage. Man muss kein Schnäppchenjäger sein, um das zu begrüßen! Der Gaisberg ist so ein Weinberg, der ganz gern mal von dem ein oder anderen unterschätzt wird. Aber natürlich nicht von unserem großartigen Freund Hannes Hirsch. Für den biodynamisch arbeitenden Winzer hat der Gaisberg „einen geradezu perfekten Boden für einen mineralischen Riesling“. Da möchte man natürlich nicht widersprechen. Der Mann ist schließlich Spezialist. Der nach Südwesten ausgerichtete Gaisberg liegt am südlichen Ausläufer des Manhartsberges. Den Boden besteht vorwiegend aus Silikatbraunerde und ist von recht sandiger Konsistenz mit einem deutlichen Steinanteil. Entstanden ist dieser Boden aus den verwitterten Glimmerschiefern im Untergrund, die etwas Löss und Kalk enthalten. Mit anderen Worten: Das ist ein überaus spannendes Terroir, wir sind hier im obersten Regal unterwegs. Die Rebstöcke sind etwa 40 Jahre alt, wie bei Hirsch üblich fand eine schonende Ganztraubenpressung statt, vergoren wird mit natürlich Hefen, wie könnte es bei einem Biodynamiker anders sein. Der Ausbau dann im Edelstahl und im großen Holzfass. Der Wein duftet ungemein fein nach Mandarinenabrieb, süßer Pfirsich ist dabei, dazu Zitronenzeste und etwas süße Minze, auch eine Spur Lorbeerblatt und Gesteinsmehl, später heißer Stein. Eine wirklich beeindruckende Kombination aus frischer Frucht und mineralischen Elemente. Am Gaumen dann eine frische Säure, helle und gelbe Früchte, erneut Zitrone und Mandarine, unterlegt von federnder Mineralität, das ist saftig und würzig, der Riesling aus dem Gaisberg hat einen herrlichen Schmelz, fast möchte man zarte Phenole wahrnehmen, so dicht ist das – und doch wunderbar schwebend. Die Länge ist überragend, die kulinarische Eignung ebenfalls. Das ist schlicht ein toller Terroir-Riesling! Es lebe der Gaisberg.

Ab sofort und bis 2035.