Neun Jahre Reifezeit: Der „XT“ – „Extra Time“, „Extra Terroir“ oder „Extra Tement“ – ist ein großer, zeitloser Zieregg!
96 Punkte – Wein.Plus | 99 Punkte – Falstaff
Wer sich auch nur ein wenig mit österreichischem Wein im Allgemeinen und Sauvignon Blanc im Besonderen beschäftigt, dem wird der Name „Zieregg“ ein Begriff sein. Zweifellos ist diese Lage eine der besten Sauvignon-Blanc-Lagen und der Produzent Tement einer der ganz großen Namen weinweltweit. Für Familie Tement ist der Zieregg aber nicht nur ein wichtiges Aushängeschild des Weinguts, sondern auch „Ursprung der Familiengeschichte und Ort großer Emotionen“, wie Armin Tement sagt. Der Berg und seine Menschen sind tief miteinander verbunden. Als Manfred Tement, Armins Vater und einer der großen Pioniere des österreichischen Weinbaus, 1976 mit gerade einmal 16 Jahren nach dem plötzlichen Tod seines Vaters den elterlichen Betrieb übernehmen musste, war das Weingut noch sehr klein und an Sauvignon Blanc oder gar an südsteirische Weine auf Cru-Niveau war noch nicht zu denken. Manfred betrieb mit seiner Mutter Edina einen Buschenschank, um das Weingut nach und nach ausbauen zu können. Alles, was er verdiente, investierte er in den Zieregg, denn er wusste, welches Potenzial in dieser Lage steckt.
Aus dem Kern des Ziereggs, der später um die Rieden Steilriegel, Kår und Kapelle erweitert wurde, entstand der „XT“. Er ist das Herzstück des Berges, und mit dem Jahrgang 2020 haben die Tements den Zieregg auch offiziell wieder in die einzelnen Rieden aufgeteilt und vermarkten sie einzeln. Der „XT“ ist eine lange auf der Feinhefe gereifte Version des „Ried Zieregg“. Dieser historische Teil der Lage erstreckt sich auf einer Höhe von 350 bis 490 Metern mit einer Hangneigung von 40 bis 50 % und ist von Korallenkalk, Braunerde und Kalkverwitterungsgestein geprägt. Der Weinberg ist 180 ° nach Süden ausgerichtet, so dass er von der Sonne von morgens frühen bis zum späten Nachmittag beschienen wird. Gleichzeitig wehen kühlende Winde den Tag und auch nachts über durch die Rebzeilen. Mikroklima und Boden dieser Lage sorgen für das einzigartige Temperament der Weine. Neben dem unbestreitbar großen Sauvignon Blanc wachsen hier auch ein kaum minder großer Chardonnay (auf dem Etikett als Morillon identifiziert) sowie ein Welschriesling, der als absolute Referenz für diese als Lieferant für Spitzenweine bislang eher unverdächtige Rebsorte gelten muss. Zieregg: Hier macht das Terroir (das von Familie Tement seit vielen Jahren biologisch und auch biodynamisch bewirtschaftet wird) den Spitzenwein aus!
Wer schon einmal einen „Zieregg“ im Glas hatte, weiß, dass dieser Wein viel mehr Terroirwein ist als „nur“ ein Sauvignon Blanc. In der „XT“-Version wird dies noch deutlicher als beim klassischen „Zieregg“ oder der „Vinotheken Reserve“. 105 Monate auf der Feinhefe im Barrique – ein ungewöhnliches, ja gewagtes Experiment, das in jeder Hinsicht von Erfolg gekrönt wurde: Man weiß sofort, dass es sich um Sauvignon Blanc handelt, ganz gleich wie individuell Duft und Aroma dieses Zieregg erscheinen mögen. Zudem verleiht das lange Hefelager dem Wein eine Tiefe, die man bei dieser Rebsorte nur selten findet. Gleichzeitig wirkt der auch nach neun Jahren frisch und saftig wie am ersten Tag. Das alles in einem Wein vereinen zu können, ist faszinierend. Den Auftakt bilden kühl-frische Noten von Zitronen, Limetten und Mandarinen in Verbindung mit weißen und schwarzen Johannisbeeren, Kräutern und Pimientos de Padrón. Hinzu kommen wärmere Noten wie gelbe Kiwi, etwas Vanille und gelbe Blüten. Über allem liegt ein wenig Rauch und zerstoßener Stein. Am Gaumen präsentiert sich der Sauvignon Blanc saftig und sinnlich mit heller Frucht und einer sofort präsenten Salzigkeit und Säurespannung, die für Trinkfluss sorgt. Die feine Phenolik, die pikante Würze und Bitterkeit von Schalen, etwas Pfeffer und Stein verbinden sich mit der Frucht, während eine tiefe Mineralität die Spannung weiter ausbaut und für viel Energie sorgt. Das alles wirkt fein ausbalanciert und ausgewogen bis ins lange Finale. Man sollte sich nicht zu sehr vom Trinkfluss überwältigen lassen, sondern auf die vielen Feinheiten achten, die diesen Wein von Minute zu Minute in einem neuen Licht erscheinen lassen.
Großes Terroir trifft auf einen großen Jahrgang: Tements Zieregg „XT“ von 2015 ist ein Monument, das 105 Monate im Fass reifen durfte.