Prats & Symington
„Chryseia“ DOC Douro, tinto 2019

Ein Bordeaux aus dem Douro? Hier ist er!

Bereits im ersten Blick auf das sittsam gefüllte Glas „Chryseia“ möchte man den Geist des Bordeaux erahnen, den die Familie Symington mit dem höchstrenommierten Bruno Prats in das Douro-Tal zu überführen gedachten. Sie haben recht gelesen: eben jener Monsieur Prats, der das bejubelte Château Cos d’Estournel erbte, es achtzehn Jahre souverän führte und schließlich verkaufte, um seine Ideale in die Welt zu tragen. Diese seit 1999 währende Partnerschaft hat sich in allen Details der Perfektion verpflichtet. So beteiligen sich Charles Symington und Bruno Prats persönlich an allen Stadien der Weinbereitung. „Chryseia“ durfte in Eichenfässern aus den besten tonnelleries Frankreichs 14 Monate lang reifen. Fässer, die nicht zu klein gewählt sind (400 Liter), die keine zu große Reaktion- und Extraktionsoberfläche bieten und dem Wein damit seine Finesse zu belassen.

Es fallen einem nur zwangsläufige Vokabeln ein: Bordeauxrot, dunkel, mysteriös. Vielleicht, wenn das erste Staunen dann nachlässt, gesellt sich ein zaghaftes Wörtchen „Violett“ dazu. Das folgende Geschehen ein Bouquet zu nennen erscheint zu schlicht. Selbst die ungeübteste Nase will, muss einfach Gas-Chromatograph zu spielen anfangen. Äußerste Konzentration ist gefordert, das alles in Begriffe zu fassen, was aus etwas zu entsteigen beginnt, das „Flüssigkeit“ zu nennen schon fast einem Verbrechen gleichkommt. Da hat man sich ein Universum eingeschenkt und steht nun davor. Na! Zuerst die Frucht: Brombeere, schwarze Johannisbeere, Kirsche, Himbeere und Heidelbeere dichten der Nase was vor. Kakao, Nelke, Kokos, Karamell, Pfeffer und getrocknete Blumen kommentieren und Leder, Rauch, Trüffel und Minze spinnen das Gedicht weiter. Ein Flirren der Aromen setzt ein und alles singt mit Allem nacheinander Duette, Trios bis hin zum warmen Großklang eines Symphonieorchesters. Einen großen Schluck später steht man vor dem Problem: unser so seriell ausgerichtetes Werkzeug Sprache hat Mühe mit dem Beschreiben von Gleichzeitigem. Tannin-Säurespiel wird unmittelbar von Süße unterzogen. Die Aromatik bietet ein gewaltiges Spektrum. Man bekommt das Gefühl, eingefangene Zeit zu schmecken. Was bei anderen Roten brav in Abfolge passieren mag, hier ist alles in schönen, großen Bildern arrangiert. Die Frucht- und Würznoten sind hier ganz bewusst in einander geflochten.

Es braucht schon einen ganzen Abend, um dieser Komplexität gerecht zu werden. Und was für ein goldener Abend das werden wird! Versprochen!

Ab sofort bis mindestens 2042+.