Manchmal ist einfach alles Gold, was glänzt!
97/100 – Wine Spectator
19/20 – Vinho Grandes Escolhas
Angesichts des in dunklem Granat bis Purpurrot leuchtenden „Chryseia“ kann man den Geist des „Grand Vin de Bordeaux“ erahnen, den Familie Symington und der Unternehmer und Top-Önologe Bruno Prats in das Douro-Tal zu überführen gedachten. Sie haben recht gelesen: eben jener Monsieur Prats, der das bejubelte Château Cos d’Estournel erbte, es achtzehn Jahre souverän führte und schließlich verkaufte, um seine Wein-Ideale in die Welt zu tragen. Diese seit 1999 währende Partnerschaft hat sich in allen Details der Perfektion verpflichtet. So beteiligen sich Charles Symington und Bruno Prats persönlich an allen Stadien der Weinbereitung. Die Trauben (67 % Touriga Nacional, 33 % Touriga Franca) für den „Chryseia“, den „goldenen“ (chrysós) Wein vom „goldenen“ (dourado bzw. d’ouro) Fluss, stammen hauptsächlich aus der 2009 erworbenen Quinta de Roriz in am linken Ufer des Douros (die Weinlese begann hier am 17. September mit Touriga Nacional und endete am 26. September mit Touriga Franca) sowie der Quinta da Perdiz im Torto-Tal. Dazu kommt allerdings noch ein kleines Quantum von der Quinta da Vila Velha, die sich im Privatbesitz von Rupert Symington befindet und an die Quinta de Rori angrenzt. Nach der Vinifikation in Edelstahl-Fermentern reifte der „Chryseia“ dann 15 Monate lang in Eichenfässern aus den besten tonnelleries Frankreichs, die nicht zu klein gewählt sind (400 Liter), die keine allzu große Reaktion- und Extraktionsoberfläche bieten und dem Wein damit seine Finesse zu belassen.
Opulenz, Dichte, Komplexität, Konzentration, Frische, Präzision: Was immer man an Ansprüchen haben könnte, „Chryseia“ löst sie ein! Das Bouquet fordert, ein Füllhorn an Aromen, das sich – so will’s scheinen – stundenlang verströmt. Zunächst die Frucht: Süßkirschen, Himbeeren, etwas Pflaume, rote und schwarze Johannisbeeren sowie Maulbeeren und ein Hauch Bergamotte, der den Early Grey dann auch sogleich nachliefert. Dann auch dunkle, wärmende Gewürze, Pfeffer, Muskatnuss, Nelken, Safran und Sternanis, später dann auch getrocknete Veilchen, dunkle Schokolade, eine zarte Pilznote und Zedernholz. Ein Flirren der Aromen setzt ein und alles singt mit Allem nacheinander Duette, Trios bis hin zum warmen Großklang eines Symphonieorchesters. Einen großen Schluck später steht man vor dem Problem: Unser seriell ausgerichtetes Werkzeug Sprache hat Mühe mit dem Beschreiben von Gleichzeitigem. Das Spiel von wunderbar weichem, dabei pudrig-griffigem Tannin und rotfruchtiger Säure wird unmittelbar von einer gewissen Süße unterzogen (analytisch ist der Wein so trocken wie irgend möglich!), alles fließt und das aromatische Panorama reicht bis zum Horizont. Wein, weiß der Volksmund, sei eingefangene Sonne – „Chryseia“ ist eingefangene Zeit: Was bei anderen Roten brav in Abfolge passieren mag, hier ist alles in großen, prachtvollen Bildern arrangiert, die kleine Ewigkeiten auf der Netzhaut des geistigen Auges verweilen: der nicht enden wollende Nachhall eines hinreißend komplexen großen Weins. So makellos wie grandios!
Ab sofort bis mindestens 2042+.
Prats & Symingtons Douro-Rotwein „Chryseia“ von 2021 ist ein großer Wurf, ein „grand vin“ immenser Statur und, poetischer ausgedrückt, eingefangene Zeit!