Ortega
„ROC“ DO Bierzo, tinto 2021

Verónica Ortega „rockt“: ROC, Rebsorten-„role model“ und Mencía-Legende! 96+ Punkte – Robert Parker WINE ADVOCATE

Es gibt keinen einzigen Wein von Veroníca Ortega, der nicht berühren würde. „ROC“ aber ist ein ganz besonderer und der emotionalste Wein für die Winzerin, sie widmet ihn Jahr für Jahr ihrem tödlich verunglückten Bruder Rafael Ortega Camacho (dessen Initialen den Namen dieses tintos bilden). Mit „ROC“ treibt Ortega ihre bewundernswerte Kunst mit der Mencía-Rebe auf die Spitze, er ist die Quintessenz ihres jährlichen Schaffens. „ROC“ wird geprägt von der roten Mencía, die um ein Palomino und Doña Blanca bereichert wird. Dafür verwendet die Winzerin nur die besten Trauben von über 100 Jahre alten Reben, die auf über 530 Metern Höhe in zwei Parzellen in Valtuille de Abajo – „El Couso“ und „La Rata“ – auf Lehmböden mit hohem Sandanteil stehen, was der Mencía-Traube (so Verónica) eine floralere, elegantere Aromatik und Präzision am Gaumen verleiht. Die Trauben, die hier auch den Atem des Atlantiks spüren, werden von Hand gelesen und in offenen Gärbehältern aus Holz (5.000 Liter Fassungsvermögen) spontan vergoren (100 % grappes entiers), dann über vierzehn Monate in 228-Liter-Fässern in zweiter und dritter Belegung aus französischer Eiche ausgebaut und auf heuer „nur“ 4.550 Flaschen (knapp 200 weniger als noch im Vorjahr) abgefüllt.

Verónicas „ROC“ leuchtet purpurfarben mit violetten Reflexen aus dem Glas, das Bouquet ist konzentrierter, erhabener und noch kühler als beim „Quite“, dabei deutlich „lichter“, eleganter und – wenn das überhaupt möglich ist – noch verführerischer als im Vorjahr . Im Duft anfangs betörend schöne, dabei subtile florale Noten (Veilchen und Kirschblüten, Lavendel und Jasmin), dann rote Johannisbeeren, Walderdbeeren, Kirschen und helle Pflaumen und ein Hauch Süßholz, dazu Wildkräuter, wolkig-zart. Feinste Gewürzakzente (weißer Pfeffer, ein Hauch Anis – das Holz bleibt so neutral wie erwartet, ist völlig integriert): Das ist schlicht hinreißend und bestätigt den Eindruck eines Traumjahrgangs, den wir im Sommer 2022 gewonnen haben. Ein spekatkulär präsenter, präziser und unglaublich klarer Wein von einer fast schon ätherischen Transparenz!

Am Gaumen verbinden sich Kirschen, Beerenfrucht, leicht säuerliche Pflaumen und Hagebutten mit hellen zitrischen Noten (Mandarine samt Schale). Dazu eine angenehm animierendes, feinherbes Element, das in einer leicht salzigen Brise aufzugehen scheint. Tannine wie gesponnenes Silber: dicht, filigran, dabei grandios strukrurierend und schon jetzt von einer berückenden Feinkörnigkeit und Finesse. Sie verbinden sich mit der der leuchtenden Frucht, „umgarnen“ sie und verleihen ihr noch mehr Kontext und Glanz. Im Nachhall rollt der „ROC“ in Wellen heran, die sich nicht überschlagen, aber einen fulminanten Sog hinterlassen: enorme Energie und Dynamik statt bloßer Kraft – welch ein Unterschied! Es sind eben diese feinen Nuancen, die das mit immensem Potenzial ausgestattete Meisterwerk zu einem einzigartigen Wein formen. Wir erinnern uns an unseren hochgeschätzten Burgund-Magier Frédéric Mugnier, der einen Wein immer nur dann für groß hält, wenn ihm ein verstecktes Element eigen ist. Genau dieses verborgene Etwas macht Verónicas Wein so anziehend. Ein großer Wein, der sich nicht nebenbei konsumieren lässt, der einen auffordert, teilzuhaben und eine eigene Haltung zu zeigen, ein Wein wie ein Bekenntnis, von einer Winzerin, die klar erkennen lässt, welch großartigen Betriebe und Regionen ihre Anschauung geprägt haben. Verónica möchte ihrem geliebten Burgund auf Augenhöhe gegenübertreten, und mit diesem „ROC“ kommt sie dem Ziel immer näher, gleichzeitig aber wird die Herkunft des Weins immer deutlicher! Denn er strahlt eine Feinheit und Tiefe aus, die nur Ausdruck eines großen, „ureigenen“ Terroirs sein kann: Bierzo! „ROC“ ist ein „role model“ für die Möglichkeiten dieser noch unterschätzten Rebe: Man schmeckt die Landschaft dieser schon in römisch-antiker Zeit berühmten Weinregion und ihre Nähe zum Atlantik. Verónica hat hier vor über einem Jahrzehnt ihre „Wein-Heimat“ entdeckt, deren geografische, kulturelle und spirituelle Tiefe sie von Jahr zu Jahr immer weiter auslotet. Mit dem „ROC“ von 2021 ist ihr ein Meisterwerk gelungen!

Ab sofort bis sicherlich 2034+.