Iria Otero
„Sacabeira“ DO Rías Baixas, blanco 2021

Ausdrucksstarker „Rías Baixas“ von Iria Otero, genannt „Dr. Albariño“!

In den Rías Baixas ist es ein bisschen so wie in Rheinhessen mit dem Riesling. Hier wie dort wird aus der berühmtesten Sorte der Region zu 95 % ein namenloser, immer gleich schmeckender Wein erzeugt, doch die oberen 5 % haben’s in sich. Mit „gleich schmeckend“ ist vor allem die Machart gemeint: recht frühe Lese, kühle Vergärung mit Zuchthefen, Ausbau auf der Feinhefe im Edelstahl. Das mag erfolgreich sein, geht aber kaum auf die individuellen Belange der jeweiligen Trauben ein. Die Weine von Iria Otero Mazoy dagegen spiegeln die individuellen Eigenschaften des Albariño. Und das ist kein Wunder, wenn man die promovierte Winzerin, die ihre Abschlussarbeit über eben diese Rebsorte geschrieben hat, kennenlernt. Ihre Doktorarbeit hat sie 2015 geschrieben und im selben Jahr auch ihren ersten Wein erzeugt. Iria hat umwerfend viel Energie, sie forscht, macht Wein, ist für Marketing und Vertrieb verantwortlich und kümmert sich auch noch liebevoll um ihre drei Kinder. Dabei versprüht sie in jedem Moment so viel Charme, dass wir seit unserer ersten Begegnung von ihr ganz hingerissen sind!

Ihr „Sacabeira“ stammt von drei Weinbergen im Salnés-Tal, dem historisch und auch qualitativ besten Ort für Albariño in den Rías Baixas. Die Wurzeln der 30 bis 50 Jahre alten Reben graben sich hier auf Meereshöhe in den Granitboden ein. Ihr Spitzen-Rías-Baixas veranschaulicht dabei das ganze Reifepotenzial der Rebsorte, deren Herkunft ja lange Zeit mit dem Riesling in Verbindung gebracht wurde. Das weiß man zwar inzwischen besser, doch ist man sich heute der großen Klasse dieser komplexen Sorte aus dem portugiesisch-spanischen Grenzgebiet mehr als bewusst. Die Trauben von Rebstöcken befreundeter Winzer lässt Iria von Hand in kleine Kisten lesen. Nach spontaner Gärung im Stahltank bleibt ihr „Sacabeira“ für rund elf Monate auf der Feinhefe, die alle paar Wochen aufgerührt wird. Der Wein sieht kein Holz, und daher kann man ihn schon früh nach Füllung gut trinken, er würde aber noch von einigen Jahren Flaschenreife profitieren.

Der 2021er-Jahrgang ist äußerst attraktiv, ein echt atlantischer Jahrgang mit einer brillanten Klarheit und Finesse. Der im Glas hell strohgelb leuchtende Albariño verströmt eine herrlich jodig-salzige Brise, aber ebenso den Duft von Hefe, frischen Äpfeln und Mirabellen, einem Hauch von Mandeln und Marzipan sowie etwas Gestein. Am Gaumen wirkt der Wein mundfüllend dicht und saftig mit Eleganz und Finesse. Der „Sacabeira“ besitzt viel Substanz und Dichte in der grüngelben knackigen Frucht. Vor allem aber kommen hier das Saline und die brillante Säurestruktur mit der drängenden Mineralität von den Granitböden zum Tragen, die den Albariño in ein langes Finale tragen. Was für eine Schönheit!

Ab sofort ein Genuss. Potenzial bis leicht 2030.